Sonntag, 9. September 2012

Zoo, Sammeltaxi & Besuch

-9. September 2012-
Da ich die letzten zwei Tage so viele erlebt habe, bin ich überhaupt nicht zum Schreiben gekommen. Weil ich Euch diese Erlebnisse aber auf keinen Fall vorenthalten möchte, hole ich das hiermit nach.
Vorgestern waren alle ganz aufgeregt, denn es sollte in den Zoo gehen. Um punkt 10 Uhr standen alle Kinder bereit und warteten darauf auf die verschiedenen Autos verteilt zu werden. Wir hatten den Bus von Mr.John dem Hausmeister zur Verfügung und  die zwei kleinen Projektautos. Letztendlich sah es so aus, dass alle Autos aus ihren Nähten platzten und ich im kleinen Fünfsitzer Golf Chico 5 Kinder und zwei Kindergärtnerinnen transportierte. Eine davon im hochschwangeren Zustand. Als wir endlich im Zoo angekommen waren und ich für alle bezahlt hatte (die Verantwortung für das Kindergartengeld liegt scheinbar bei mir), begannen all die vielen Kindergesichter beim Anblick von Springbock, Zebra, Tiger und Co. zu strahlen. Auch mich faszinieren diese Tiere doch ein glückliches Leben wird ihnen hier nicht geboten. Wenn einem Tiger ein Auslauf von nur ca. 20m auf  40m gewährt wird, kann und will ich das nicht gutheißen. Die Affen, die in ihrem zwar etwas größerem doch immer noch viel zu kleinem Gehege ohne Rückzugsmöglichkeit leben müssen, offenbarten ein auf mich äußerst aggressiv wirkendes Verhalten. Einer zum Beispiel schrie die  Menschen, die sich um seinen Käfig versammelt hatten an und bewarf uns mit Sand und Dreck. Dies lies in mir den Wunsch entstehen all diese Wesen zurück in ihre Freiheit zu entlassen. Wieso nehmen wir Menschen uns die Stellung heraus Tiere so unter ihrer Würde zu behandeln und ihnen das Recht auf ein glückliches Leben zu verwehren. Sind es die paar strahlenden Kindergesichter wirklich wert, dass den Tieren ihr Leben in der Freiheit genommen wird und sie ein Leben hinter Gittern verbringen müssen, angestarrt von genau jenen Wesen die ihnen das angetan haben? Haben nicht auch Tiere den Wunsch und das Recht dazu glücklich zu sein? Fragen die mich beschäftigten und meine Freude über den Zoobesuch schmälerten. Doch die lachenden Gesichter der Kinder, ihre kleinen Hände in meinen und ihr ausgelassenes Toben ließen diesen Ausflug trotz alledem zu einem sehr schönen werden. Nachdem Käse- und Wursttoast (Brot sucht man hier vergeblich), Hühnchen, Chips, Bonbons, getrocknete Früchte etc. verschlungen (in diese Kindermägen passt unglaublich viel rein!) und der Zoo erkundet war, begaben wir uns auf den Rückweg. Glücklich die teure Fracht gesund heimgebracht zu haben, kehrten Ann-Christin und ich am Nachmittag zurück zu Farm. Ich war gerade dabei mir eine Portion Bratkartoffeln zu zubereiten, als mein Handy klingelte. Es war Zintle die uns Karten für ein Konzert von The Soil (eine hier anscheinend sehr angesagte a capella Gruppe) besorgt hatte und uns darum bat umgehend in das Stadtzentrum zu kommen. So baten wir Mr. John uns zum nächstgelegenen Sammeltaxipunkt zu bringen, der sich im Township Samora befindet. Dort angekommen wartete der sehr nette doch durch seinen Bart und seine Stimme grummelig wirkende, ältere Mann mit uns um sicherzugehen, dass wir in das richtige Taxi steigen und uns während der Wartezeit nichts zustößt. Das Taxi war ein roter Minibus in dem wir freundlich willkommen geheißen wurden. Zwar waren wir uns nicht ganz sicher wo wir aussteigen mussten, doch irgendwie fanden wir die richtige Stelle und waren glücklich unsere erste Fahrt in einem öffentlichen Verkehrsmittel so gut gemeistert zu haben. Wir wussten schließlich noch nicht, was uns noch in der selbigen Nacht erwarten sollte. Voller Vorfreude begaben wir (Zintle und ihr Freund, unsere Projektleiterin und ihr Freund, eine Freundin der beiden und ihr Freund und Ann-Christin und ich) uns zum Unigelände auf dem das Konzert stattfinden sollte. Ganz gegen unsere Erwartungen war das Gelände bestuhlt. Als Sitzgelegenheiten wurden die Stühle jedoch nur in den seltensten Fällen benutzt. Die Masse tobte als The Soil die ziemlich kleine Bühne betrat und bewies, dass sie zurecht auf dieser Bühne standen. Doch auch das Publikum konnte zeigen, was in ihm steckt. Während der Umziehpause wurden vier Freiwillig auf die Bühne geholt, die jeweils einen Song von The Soil performten. Per Applaus wurde anschließend der Sieger gekürt. Während hier unzählige Hände emporschnellten um für den Wettbewerb ausgewählt zu werden, währe die Auswahl der Freiwilligen in Deutschland sicherlich deutlich kleiner gewesen. Als das Konzert vorbei war hatte es stark abgekühlt und während die Mädchen teilweise nur in Minikleidern an uns vorbeiliefen, froren Ann-Christin und ich sehr. Da die Taxis einen jedoch erst am 24 Uhr vor der Haustür abliefern und wir unter keinen Umständen mitten in der Nacht in Samora stehen wollten, mussten wir die Zeit noch in einer Bar überbrücken. Sehr müde von all dem Erlebten warteten wir nur ungeduldig darauf endlich unseren Heimweg anzutreten. Endlich war es soweit und wir wurden zu den Taxis gebracht. Entgegen ihrer Zusicherung fuhr Zintle jedoch nicht mit uns zurück, erklärte dem Fahrer aber, wo er uns absetzen sollte. So ging sie los unsere Fahrt. Da unsere 11 Mitfahrer jedoch allesamt vor uns abgesetzt wurden, ist das Wort Reise vielleicht besser angebracht. Da jeder den Anspruch hatte vor seiner Haustür abgesetzt zu werden, führte uns die Fahrt durch die tiefsten Ecken der verschiedensten Townships und über Straßen, die die Bezeichnung „Straße“ eigentlich überhaupt nicht verdient haben. Es war sehr spannend und eigentlich genau die Erfahrung, die ich mir gewünscht habe. Nur auf die besoffene Frau die wir in irgendeinem der Townships aufgegabelt haben, die im Auto rumschrie und mir halb auf dem Schoß lag, hätte ich gerne verzichten können. Unser Fahrer war sehr nett und so fuhr er uns sogar durch das Tor bis direkt zur Farm und ersparte uns somit einen gruseligen Weg durch das von der Nacht umhüllte Gelände. Es war irgendwann nach Eins, als wir uns endlich erschöpft in unsere Decken kuscheln konnten und ganz beseelt von all dem Erlebten einschliefen.

Gestern konnten wir dann endlich etwas Schlaf nachholen. Um 13 Uhr war jedoch ein weiteres gemeinsames Meeting mit unseren Projektleitern angedacht, in dem Ann-Christin
etwas eingeführt wurde. Da die Zeit jedoch sehr knapp war, kamen wir nicht dazu alles wichtige zu besprechen.
Nach dem Meeting bekam ich endlich den Besuch auf den ich mich schon die ganze Woche gefreut habe. Meine Schulfreundin Meike kam mit Anna, Matheo und Erik (die Drei habe ich auf unserem Vorbereitungsseminar kennen gelernt und sind zusammen mit Meike im Projekt). Da wir gemeinsam kochen wollten, begaben sich drei von uns mit knurrenden Mägen auf den Weg zum nächsten Laden. Gerade als wir die Schwelle der Mall betraten, mussten wir jedoch mit ansehen, wie der Laden unseres Verlangens schloss. Doch es hatte noch ein kleiner Meeresfrüchte-Laden auf, in dem wir Lachs kauften. Außerdem erstanden wir an einem Holzstand am Straßenrand frisches und günstiges Gemüse, aus dem wir bzw. Erik ein herrliches Essen zauberte. Nachdem die letzte Woche Müsli unser Hauptnahrungsmittel war, da uns Zeit zum Einkaufen und Kochen fehlte, tat das Essen sehr gut! Den restlichen Abend verbrachten wir mit dem Singen verschiedener Lieder, begleitet von der Gitarre die sie mitgebracht hatten. Die Nacht war obwohl wir uns zu fünft auf zwei Betten und ein Sofa quetschten, wieder sehr kalt. Es regnete und der Wind blies stark um die Farm, als Ann-Christin und ich mit Schrecken feststellen mussten, unsere Decke hat ein Loch, durch das es reintropft. Die Funktion der seltsamen roten Decke auf dem Boden ist also, dass sie das reintropfende Wasser aufsaugen soll. Nun gut, wenigstens kam kein Wasser durch die Fenster (das aufgrund eines Kabels nicht schließbare Fenster ausgenommen). Eigentlich hatten wir angedacht heute mit den anderen an den Strand zu gehen. Da aber das Wetter diesen Plan wohl nicht für unterstützendwert hielt, entschlossen Ann-Christin und ich uns dazu den Tag gemütlich zu gestalten und die freie Zeit vor Allem für Schreiben zu nutzen.
Auf dringende Aufforderung Zintles doch bitte Toast kaufen zu gehen, waren wir außerdem heute morgen noch einmal im Laden und haben uns mit Gemüse und Obst für die kommende Woche versorgt. 

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