Freitag, 28. September 2012

Leere Batterie

-28.September 2012-
Gestern sind die Hortkinder schon zwei Stunden früher gekommen was uns die Möglichkeit gab, ausgiebig zu trainieren. Da die Batterie des einen Projektautos gestern jedoch ihren Geist aufgegeben hatte, konnten wir die heimzubringenden Kinder und Projektleiter nicht aufteilen und musste so eine lange Abendfahrt vornehmen. Als ich heimkam und meine Kehle mit etwas Wasser benetzen wollte musste ich feststellen, dass der Wasserhahn in seiner Funktion versagte und mir das Wasser verweigerte. Schon bald darauf wurde uns mitgeteilt, dass die Wasserleitung bei Bauarbeiten für ein elektrisches Tor beschädigt worden wären. So schnappten wir uns Töpfe und andere brauchbare Behälter um uns von der Bruchstelle Wasser zu besorgen und es zur Farm bringen zu können. Heute morgen wurden wir jedoch schon früh wieder mit fließendem Wasser versorgt.
Nachdem ich heute mit der Aufgabe geweckt worden war noch etwas für das heutige Essen einzukaufen und anschließend meine Morgengebete verrichtet hatte, machten Mekedi und ich uns mit dem Auto auf den Weg die Batterie checken zu lassen. Mit Anschieben bekamen wir den Wagen in Schwung um dann die niederschmetternde Diagnose zu bekommen, die Batterie ist hinüber und muss ausgetauscht werden. Nur mit der Hilfe zweier netter Männer bekamen wir das Auto wieder zum laufen und konnten uns auf den Heimweg begeben.
Dabei viel mit wieder dieses unglaubliche Wetter auf. Während bei uns die Sonne strahlte, herrschte etwas weiter weg Weltuntergangstimmung. So habe ich auch schon öfter erlebt, dass sich das schönste Wetter von einer Minute auf die andere in einen bedeckten Himmel und kalten Wind verwandelt.
Zurück auf der Farm ereilte mich dann die Aufgabe eine Gruppe im Township Nyanga und zwei Mädchen im großen Township Khayelitsha abzuholen, die ich auch später wieder heimfuhr. Unterbrochen durch den traditionellen Tanzunterricht (der Tanz wird immer länger und durch das viele Hüpfen inzwischen echt anstrengend) und ein paar witzigen Kreisspielen, verbrachte ich meinen Tag heute also wieder viel im Auto.
Als Ann-Christin und Adrian von ihrer Fahrt, sie hatten die Projektleiter heimgebracht, zurückkehrten, erzählten sie mir eine haarsträubende Geschichte. Gerade als sie an der roten Ampel ganz in der Nähe hier gehalten hatten, mussten sie einen Überfall miterleben. Ein Jogger schlug der Frau im Auto vor ihnen mit aller wucht die Beifahrerscheibe ein und entwendete ihre Tasche vom Sitz. Die Frau hatte keine Chance zu entkommen, da hinter ihr Ann-Christin und Adrian und vor ihr ein anderes Auto stand. Die Ampel scheint berüchtigt für solche Überfälle zu sein, denn auch uns wurde schon geraten in der Dunkelheit selbst bei rot nicht zu halten. Erschreckend wie dreist diese Diebe sein können und man ihnen selbst auf einer vollen Straße hilflos ausgeliefert sein kann. Diese Ereignis verdeutlicht mir von welcher Wichtigkeit es ist, seine Dinge zu verstauen und sie nicht auf den Beifahrersitz liegen zu lassen.
Table mountain


Mittwoch, 26. September 2012

Workshop

-26.September 2012-

Auch heute bin meiner Morgensportlinie treu geblieben und habe zusammen mit Adrian das Sprungseil geschwungen. Abwechselnd im ein Minuten-Takt sprangen und stählten wir unsere Muskeln bzw. dehnten unsere Bänder. Das Wetter war perfekt und so strich uns eine kühle Morgenluft um die Nase die uns aber dank der ersten Sonnenstrahlen nicht frösteln ließ. Heute gab es wieder mein „Lieblingsessen“ von hier. „Vatkoeks“ und genau das sind sie, in Fett gebratene Teigbollen. Kaum hatte ich den Geruch des Essens wahrgenommen so stand ich auch schon inmitten der kleinen Küche. Heute wollte ich meine Variations-Idee realisieren und schnappte mir hierfür einen Apfel den ich in viele kleine Stücke zerlegte. Anschließend mengte ich die Apfelstücke unter zwei Teigportionen, die im siedenden Fett frittiert wurden und die besten Vatkoeks werden sollten, die ich je gegessen habe (hierbei muss angemerkt werden, dass ich meinen ersten Vatkoek vor einem kanppen Monat zu mir nahm). Unter den entsetzen Augen der Projektleiter (sie bevorzugen Ei oder Fleisch als Füllung) genoss ich also den wohl ersten Apfel-Vatkoek auf dieser Farm. Diejenigen die mutig genug waren meine Kreation zu versuchen, waren wie ich begeistert. Falls ich also auf beruflich versagen sollte, werde ich als Apfel-Vatkoek-Verkäuferin reich.
Nachdem ich die meiste Zeit des Vormittags, mein Küchenzauber ausgenommen, im Kindergarten verbracht und ganz viel Liebe gegeben und erhalten habe, setzten wir Freiwillige zusammen mit den Projektleitern den Einführungs-Workshop fort. Der Workshop wurde gestern mit uns begonnen und thematisierte u.a. Erwartungen an das Jahr, unsere Motivation, Rassismus, Kultur, Sicherheit und Regeln. Ich habe diesen Workshop als sehr nützlich empfunden. Er hat uns noch einmal eine klarere Struktur für das Jahr gegeben und uns aufgezeigt auf was wir besonders achten sollten auf der Farm, in den Townships, bei Begegnungen mit Menschen usw.
Den Nachmittag habe ich dann inzwischen schon ganz gewohnt mit meinen Zirkusschützlingen verbracht. Zwar ist die Zeit immer furchtbar knapp und reicht eigentlich nur für entweder Dehnen oder Akrobatik aber irgendwie schaffen sie es doch jedes Mal etwas neues zu lernen. Nach dem Essen wurden die Kinder wieder auf ihre Altersgruppen verteilt und ich schloss mich meiner Tanzgruppe an um mich weiter im traditionellen Tanz zu erproben. Es macht jedes Mal großen Spaß mit den Mädchen zu tanzen!
Schon die ganzen letzten Tage haben Ann-Christin, Adrian und ich uns vorgenommen unseren Abend entspannt mit einem Film ausklingen zu lassen. Allerdings sind wir jeden Abend so lange mit unseren Notizen beschäftigt, dass es entweder zu spät ist oder einer von uns dreien schon schläft. Aber wer weiß, vielleicht klappt es ja heute Abend..

Montag, 24. September 2012

Hausfrau

-24.September 2012-
Heute ist in Südafrika Heritage-day und somit Feiertag. Unseren zusätzlich freien Tag habe ich ganz hausfraulich verbracht. Es fing damit an, dass ich zusammen mit Tusu ein sehr feines, süßes, afrikanisches Brot gebacken haben. Zutaten: Weißmehl, Hefe, lauwarmes Wasser, etwas Salz und ganz viel Zucker. Bevor das Brot in den Ofen kam, musste es noch einige Zeit in der Sonne stehen um sich von den Knetstrapazen zu erholen. Diese Zeit nutzte ich dazu, Wäsche zu waschen. Da unsere Waschmaschine seit geraumer Zeit streikt, musste ich jedoch den inzwischen recht großen Berg Wäsche von Hand waschen. Im Sonnenschein (glücklicherweise hatte die Sonne im Gegensatz zu den vergangenen Tagen einen Weg durch die Wolkenschicht gefunden) und begleitet von Adrians Gitarrenmusik schruppte ich beschwingt die Wäsche. Leider etwas zu beschwingt und als sich der Berg gegen Ende neigte begannen meine beiden mittleren Finger an der Oberfläche zu bluten. Meine zarten Finger konnten meinen energischen Bewegungen wohl nicht standhalten, was das Säubern der Wäsche ungemein erschwerte. Erstens brannte das Wasser und zweitens wollte ich die Wäsche ja säubern und nicht erneut mit Blut verschmutzen. Nichts desto trotz biss ich die Zähne zusammen und war froh, als ich schlussendlich auch die letzte Socke mit einer Wäscheklammer (der Wind hier ist unheimlich tückisch) an unserem abenteuerlich zusammengehaltenen Wäscheständer befestigt hatte.
Zur Belohnung schnitt ich mir eine Scheibe unseres wirklich gut schmeckenden süßen Brot ab und sprang mit den Anderen etwas Trampolin.
Zum Abendessen zauberte ich Nudeln mit einem feinen Zucchini-Gemüse in Sahne-Soße. Es schmeckte so fein wie zuhause und es fühlte sich an als wäre ich an den Tisch in unserem Wohnzimmer versetzt worden. Ein schönes Gefühl!

Sonntag, 23. September 2012

Clap hands for Jesus

-23.September 2012-
Nachdem wir gestern Glück mit dem Wetter hatten und zum Abschied Bastis (Tusus “Support-Vater”) gemeinsam grillten, hatten wir (die hier lebenden) noch einen ausgesprochen witzigen Abend. Er ging von Tanzen über Limbo zu Freundschaftsbändchen knüpfen und so wurde es sehr spät.
Heute Vormittag habe ich dann eine sehr eindrucksvolle Erfahrung gemacht. Ich bin mit Tusu in ihre Kirche in Samora gegangen. Die Kirche war aus silbergrauen Wellblechen zusammengebaut und durch einige Holzstreben gestützt. So erinnerte sie vielmehr an einen Container als an eine Kirche.
Als wir den spärlich beleuchteten Raum betraten war der Gottesdienst schon im vollen Gange und es begann gerade der Kirchenchor (eine Gruppe Jugendlicher) zu singen. Begleitet wurden sie von einem Mann am Keyboard, der die Gesänge mit passenden Beats untermahlte. Mit den vielen tanzenden Menschen kam es mir vor als stände ich inmitten eines Festes. Mit der Zeit wurden die Lieder jedoch langsamer und auch die Masse beruhigte sich etwas. Nur verstreut hielten einige Frauen ihre Hände flehend zum Himmel und sangen die Lieder in voller Inbrunst mit. Als der Chor seine Lieder beendet hatte betrat ein recht junger Prediger die kleine Bühne. Er erzählte etwas auf Xhosa und auf einmal begannen alle ihre Wünsche laut auszurufen, dabei zu tanzen und sich gegenseitig in der Lautstärke zu übertrumpfen. Ein kleines Mädchen dessen Mutter dabei so wild tanzte, dass sie umfiel begann vor Schreck laut zu weinen. Ihr Schluchzen ging jedoch in den lauten Rufen unter und so verkroch sie sich unbemerkt unter einen der vielen Plastikstühlen. Als die Menge wieder langsam verstummte, begann der Mann mit seiner Predigt. Er ging völlig auf in seiner Botschaft und schrie in sein Mikrofon als wolle er sie uns mit aller Kraft eintrichtern. Dabei zuckte er und schüttelte sich, als wäre sein gesamter Körper von dieser Mission durchflossen. Einmal kam er zu uns runter, schlug eine Frau auf die Stirn und ging zurück auf die Bühne. Als ich Tusu erschrocken fragte, warum er denn die Frau geschlagen hatte, zuckte diese nur mit den Schultern. Nach einiger Zeit kam noch ein Junge auf die Bühne der scheinbar nur für mich übersetzte. Die Beiden begannen nun sich anzuschreien, sich zu übertönen und wechselten zwischen den Sprachen hin und her. Unterbrochen wurden sie nur durch vereinzelte „Halleluja“ und „Amen“ Zwischenrufe und durch die vielen Aufforderungen an uns für Jesus zu klatschen – „clap hands for Jesus Christ. Eine Frau erregte dabei durch lautes Stöhnen und Ächzen meine Aufmerksamkeit.
Als sich der Gottesdienst nach ca. 3 Stunden gegen Ende neigte, erhoben sich wieder alle und streckten ihre Handfläche zum Himmel um von ihren Sünden reingewaschen zu werden. Ein paar Frauen begaben sich außerdem nach vorne, um von dem Prediger gesegnet zu werden. Dieser legte dafür seine Hand oder einzelne Finger auf die Stirn bzw. den Kopf der Frauen, die unter der Berührung teilweise stark zu schwanken begannen. Manche verloren sogar den Halt unter den Füßen und mussten aufgefangen werden. Eine Frau sackte schon vor der Berührung in sich zusammen und blieb ausgestreckt auf dem Boden liegen.
Ich fand es sehr eindrucksvoll wie intensiv die Menschen hier ihren Glauben auch körperlich ausleben und wieder durchfloss mich eine große Dankbarkeit hier sein zu können und eine solch spannende Kultur erleben zu dürfen. Erfahrungen wie diese bilden einen Reichtum den mir niemand nehmen kann und der niemals seinen Wert verlieren wird.

Ein Loch in der Decke..

-21. September 2012-
Die vergangene Nacht wurde von einem kräftigen Wind und starkem Regen erschüttert. Normalerweise liebe ich es sehr wenn es draußen stürmt, während ich mich mit meiner Wärmflasche unter meine Decken kuscheln kann. Es scheint dann, als würde das Wetter den Wohlfühlfaktor meines Bettes noch verstärken. Nun wurde ich aber heute Nacht von einem ploppenden Geräusch geweckt, das Wassertropfen verursachen wenn sie auf eine feste Oberfläche treffen. Als ich soweit aufgewacht war, dass mein Gehirn langsam in Gang gesetzt wurde, musste ich leider genau das vorfinden. Unsere Decke scheint unter Altersschwäche zu leiden und hat, ja das ist leider wahr, ein Loch. Durch den vielen Regen, schien das Dach durchweicht zu sein und mit schnellen, regelmäßigen Abständen schickte es uns Tropfen hinunter, die mit einem lauten Plopp zersprangen. Zwar hatten wir eine Decke unter das Loch gelegt doch schon nach kurzer Zeit war diese vollgesogen und es bildeten sich kleine Rinnsale, die durch unser Zimmer flossen. Um nicht unsere Betten zu Booten umfunktionieren zu müssen, lösten wir das Problem mit einer Wanne aus dem Badezimmer. Mein Schlaf blieb dabei jedoch auf der Strecke.
Da das Wetter in keinster Weise dazu einlud einen Fuß vor die Tür zu setzen, entschieden wir uns gegen unseren Plan joggen zu gehen und für eine weitere Seilspring- und Muskeleinheit. Dieses Mal gestaltete sich unsere Morgensport jedoch als Attraktion für die Kleinen, die uns in Reih und Glied sitzend gespannt zusahen.
Nachdem ich viel Zeit im Kindergarten verbracht hatte, war auch mein Nachmittag sehr schön. Wir tanzten wieder und verlängerten den Tanz noch um ein paar weitere Schritte. Ich freue mich immer über jeden neuen Schritt den ich lernen und so gut es geht umsetzen kann.
Der Abend rundete diesen schönen Tag noch ab. Zintle hatte auf meinen Wunsch hin Chakalaka, ein südafrikanisches Gemüsegericht gekocht (Chakalaka-Chips sind mein absolutes lieblings Knabberzeug) und so aßen wir (Zintle, Thabi, Tusu, Abongile, Mekedi, Ann-Christin, Adrian und ich) alle zusammen das leckere Essen. Anschließend packte Adrian seine Gitarre aus und wir ließen gemeinsam den Abend ausklingen.

Donnerstag, 20. September 2012

Tanzen

-20.September 2012-
Heute morgen waren wir zu Abwechselung nicht joggen. Stattdessen schnappten wir drei uns jeweils ein Springseil und verausgabten uns damit. Ergänzt wurde dieses Morgensportprogramm durch verschiedene Kraftübungen. Im schönen Morgenschein der Sonne und von etwas Musik begleitet haben wir Energie für den gesamten Tag gesammelt.
Meine Kindergartenzeit war heute leider sehr begrenzt, da ich mich wieder finanziellen Angelegenheiten zuwenden musste. Bevor die Kinder jedoch die Farm verließen spielten wir noch eine Runde „Feuer, Wasser, Blitz“. Das Rennen während der rhythmischen Trommelschlägen der Kindergärtnerin lies die ein oder andere Schweißperle auf den kleinen Stirnchen erscheinen.
Heute Mittag wendeten Mekedi und ich uns wieder dem Hasenauslauf zu. Auf dem Haufen welcher uns auch die Bretter geliefert hatte, fanden wir einen durchlöcherten jedoch engmaschigen Zaun. Diesen fixierten wir an unserem recht wackeligen Gerüst mit einigen Nägeln. Da das Gitter jedoch nicht lang genug ist, wird unsere nächste Aufgabe sein es zu verlängern und die vielen Löcher zu schließen. Schließlich wollen wir ja, dass weder die Hasen raus noch andere Tiere rein können. Ich hoffe nur, dass Gerüst hält stand und fällt nicht auseinander. Aber ich bin ganz zuversichtlich!

Mekedi & ich sägen Bretter für den Hasenstall

Im After school care teilten wir die Kinder heute in verschiedene Altersgruppen ein, in denen sie jeweils Tänze, Lieder etc. für die closing ceremony einstudieren. Zwar fiel damit auch die Übungseinheit für unsere Projekte weg aber stattdessen konnte ich mich einer Tanzgruppe anschließen. Pinky, sie leitet mit den Hort, ist wahnsinnig Tanz-, Trommel-, und Gesangsbegabt und super lieb, zeigte mir und den Mädchen meiner Gruppe einen neuen Tanz zu getrommelten Rhythmen. Es hat großen Spaß gemacht all die afrikanischen Tanzschritte zu lernen und ich freue mich schon sehr darauf, wenn wir den Tanz weiterführen.
Kapstadt ist jetzt schon wieder in Dunkelheit gehüllt und es hat stark abgekühlt. Deswegen werde ich mich bald in meine Decken kuscheln und wünsche euch „u lale gam nandi“- schlaft gut! (Xhosa)

Mittwoch, 19. September 2012

Khayelitsha, Adrian & Hasenstall


-19. September 2012-
Nachdem ich meinen gestrigen Tag vor allem mit einkaufen verbracht habe, durfte ich heute wieder einen tollen, ereignisreichen Tag erleben. Es begann mit einer Fahrt durch das größte Township Kapstadts, durch Khayelitsha. Ein Labyrinth aus vielen kleinen Blechhütten, die (irgendwie sticht mir das immer ins Auge) meist auch kleine Fenster mit Gardinen besitzen. Ohne die Weganweisungen der Projektleiter wäre ich in diesem großen Township verloren gewesen. Beeindruckend aber vor allem traurig, wie viele Menschen hier mit so wenig Platz und solch schlechten Lebensbedingungen auskommen müssen.
Dies bringt mich zu dem Township ganz in unserer Nähe. Es ist erst vor ein, zwei Monaten entstanden, doch wächst es mit großer Geschwindigkeit in Richtung unserer Farm und könnte noch eine richtige Bedrohung für uns werden. Der Projektgründer erzählte mir heute von einem Gesetz Südafrikas, das die Ausbreitung solcher Townships noch zu unterstützen scheint. So erhält Jemand der binnen 24 Stunden nicht von dem Privatgelände einer Person verwiesen wurde, volles Aufenthaltsrecht für jenes Gelände und kann in folge dessen nicht mehr verwiesen werden. Der Besitzer des Grundstücks auf dem sich nun das Township ausbreitet, lebt jedoch unglücklicherweise im Ausland und es kann sogar sein, dass er noch überhaupt nichts von dieser Entwicklung mitbekommen hat. Rechtlich wird er die nun dort lebenden Menschen jedoch nicht mehr vertreiben können.
Als ich wieder zurück auf der Farm war, begannen Ann-Christin, Mekedi und ich einen Außenstall für unsere zwei Zwergkaninchen zu bauen. So begaben wir uns an eine andere Stelle des Geländes, an der verschiedene Materialen (es scheinen Übereste eines Haus zu sein) aufgestapelt wurden und suchten nach passenden Brettern für den Auslauf. Mit dem Motto „was nicht passt wird passend gemacht“ sägten wir anschließend die Bretter auf die passende Länge und begannen sie mit Nägeln zu fixieren. Ich musste jedoch für einen dringenden Einkauf mein Baumitwirken unterbrechen. Gerade als ich von dem Einkauf kommend das Tor der Farm passierte, erschien hinter mir das Auto des Projektgründers aus dem mir Adrian, der dritte Freiwillige entgegengrinste. Ich habe mich sehr gefreut ihn zu sehen, vor allem da Ann-Christin und ich bis heute Vormittag gedacht hatten, er würde erst morgen ankommen. Jetzt ist unsere Runde endlich komplett und auch das letzte Bett besetzt. Irgendwie haben wir es sogar noch geschafft ihm einen angemessenen Platz in unserer Schranknische frei zu räumen. 
Da dann auch unsere Hortkinder ankamen, konnten wir zwar das Grundgerüst des Auslaufs bauen, dem Zaun jedoch werden wir uns erst morgen widmen. Ich freue mich schon, wenn die Kaninchen endlich auf dem Rasen tollen und frisches Gras fressen können!
Meinen Zirkuskinder habe ich heute die Doppelrolle gezeigt. Hierbei fassen sie zwei Personen jeweils an den Füßen und rollen indem die obere Person eine Rolle über die untere Person macht, somit Plätze getauscht werden und dies beliebig lange fortgeführt werden kann. Dies forderte meine Schützlinge jedoch schon sehr und ich musste leider auch die erste Verletzte verzeichnen. Trotz alledem zeigen sie sich glücklicherweise noch sehr motiviert. Nur meine Dehnübungen scheinen ihnen nicht gerade Freude zu bereiten. Doch allein schon für die erleichterten Gesichter die mir entgegenblicken wenn ich die verschiedenen Dehnungen beende, würde ich es immer wieder machen :) 

Montag, 17. September 2012

Nestol & Trommeln

Heute war Montag. Das bedeutet Kinder voller Energie, auf die wir schon ausgesprochen früh am Morgen mit u.a. Schreiwettbewerben dezent hingewiesen werden. Nachdem ich so also vom wittnauer Sportplatz zurück in mein Zimmer in Kapstadt gerufen wurde, entschlossen Ann-Christin und ich auch heute wieder nicht nur vom Sport zu träumen sondern ihn joggend zu realisieren.
Als ich mich später am Mittag wieder auf dem Parkplatz der Westgate Mall einfand und mir eine halbe stunde Warten bevorstand, blickte ich mich suchend nach meinem „Parkplatzfreund“ um. Ich musste auch überhaupt nicht lange warten und schon kam er zwischen den Autos hervor. Er hatte gerade seine Schicht beendet und war auf dem Weg zu seiner zweiten Arbeitstelle. Glücklichweise hatte er, ich erfuhr später, dass er Nestol heißt, noch etwas Zeit sich mit mir zu unerhalten. Nestol erzählte mir, dass ihm nun eine Nachtschicht von 18 Uhr bis 6 Uhr bevorstand und morgen um 8 Uhr wieder seine Schicht auf dem Parkplatz beginnt. Obwohl die Nachtschicht ihm jegliche Möglichkeit zu schlafen raubt, ist sie sehr wichtig für ihn. Hier bekommt er einen festen Lohn. Auf dem Parkplatz bekommt er nur das Trinkgeld, dass ihm gegeben wird und muss zusätzlich 25 Rand zahlen, um dort arbeiten zu dürfen. Manchmal, so erzählte er mir, reicht das Geld gerade so um das Zugticket zu bezahlen und manchmal hat er sogar Schwierigkeiten die 25 Rand zusammen zu bekommen. Es gibt aber auch andere Tage und so verrät er mir schmunzelnd, dass Freitags und Samstags die Menschen großzügiger zu sein scheinen. Nestol kommt eigentlich aus Burundi, von wo er mit Unterstützung einer Kanadierin auf Grund Krieges geflohen ist und so 2003 nach Südafrika kam. Seine Eltern aber leben noch in Burundi. Als ich ihn fragte wie alt er denn sein würde (es hatte mich gewundert, dass er hier noch keine Familie hat) traute ich meinen Ohren nicht. Er sei erst 22 Jahre. Er musste meinen verduzten Blick gesehen haben (ich hätte ihm über 10 Jahre mehr gegeben) denn er fügte schnell hinzu, dass er weiß, dass er viel älter aussehe. Dies komme von dem wenig Schlaf und der wenigen Ruhe die er hat.
Ich glaube ihm. Sein hartes Schicksal, all die Erlebnisse und die harte Arbeit scheinen ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen zu haben und lassen ihn älter wirken. Ich bin tief beeindruckt von dem Mann der nur zwei Jahre älter ist als ich, von seinem Schicksal jedoch gezwungen wird sich schon in einer viel späteren Lebensphase aufzuhalten und der trotzdem das Leuchten in seinen Augen nicht verloren hat. Ich wünsche mir für ihn, dass er es eines Tages leichter haben wird!
Im Hort habe ich den Kindern meines Zirkusprojektes heute etwas neues akrobatisches gezeigt und es scheint ihnen sehr Spaß gemacht zu haben. Ich muss nur irgendwie das Aufwärmprogramm kürzen, das bis jetzt 2/3 der Zeit einnimmt!
Nachdem alle Kinder gegangen waren habe ich mir Tusu beiseite genommen. Die Kleine kann alles von Tanzen über Singen zu Trommeln. So habe ich heute meine erste Trommelstunde bekommen. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht und ich möchte auf jeden Fall mehr lernen. Wegen des Nachbars konnten wir jedoch nicht völlig im Rhythmus aufgehen sondern mussten uns etwas zügeln. Hoffentlich hat er nichts gehört. Ab 17 Uhr ist Trommeln hier nämlich verboten.
Alles in Allem war das heute ein sehr schöner Tag an dem ich trotz des festen Programms wieder so viel Neues erleben durfte. So kann es weitergehen!

Sonntag, 16. September 2012

SUNday

-16.September 2012.
Nachdem ich gestern noch ein sehr schönes und ausgiebiges Telefonat nach hause geführt hatte, durfte ich heute die wärmste Nacht erleben seitdem ich hier bin. Ich konnte sogar auf meinen Kapuzenpulli verzichten. Sehr angenehm!
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als ich heute die Augen aufschlug. Leider gestaltete ein schlechter Traum mein Erwachen weniger schön und meine ersten Blicke auf die Welt wurden von einem grauen Schleier überschattet. Meine Morgengebete und die strahlende Sonne schafften es jedoch bald den Schleier wieder beiseite zu schieben und mir die Welt bunt zu zeigen.
Da Ann-Christin und ich keine andere Möglichkeit hatten, nutzen wir auch diesen Tag wieder zum Faulenzen in der heute noch wärmeren Sonne. Unsere erzwungene Faulheit wurde nur von Spieleinheiten mit Thabi und einer Fahrt für Mekedi unterbrochen.
So hatte ich aber wenigstens Zeit mich mit mir zu beschäftigen. Es fühlt sich richtig an, dass ich hier bin und diesen Schritt gewagt habe. Doch trotzdem vermisse ich all die lieben Menschen, die für gewöhnlich mein Leben gestalten, sehr. Obwohl ich inzwischen schon über zwei Wochen hier bin, kann ich mir immer noch nicht vorstellen was es bedeutet die meisten von ihnen für ein ganzes Jahr nicht mehr zu sehen. Was wird sich wohl alles verändern während der Zeit in der nicht da bin? Wird es nach meiner Rückkehr wieder genauso schön sein wie vor meinem Abflug? Fragen die ich wohl erst beantworten kann, wenn ich es selbst erlebt habe. Doch bis dahin werden sie sicherlich immer wieder in mir auftauchen und mich beschäftigen. Für das Erste orientiere ich mich aber an den Weihnachts- und Osterferien. In den Weihnachtsferien werde ich voraussichtlich einen guten Freund treffen, der gerade in Pretoria lebt und in den Osterferien wollen mich meine geliebte Mama und meine liebste Schwester besuchen. Zwei Ereignisse auf die ich mich schon sehr freue und die bestimmt sehr schön werden!

Samstag, 15. September 2012

Das Gefühl gefangen zu sein..

-15.September 2012-
Mit dem Gedanken „endlich ausschlafen“ viel ich gestern Abend erschöpft ins Bett. Ich hatte aber die Rechnung ohne das im Office stehende Telefon gemacht, das um 8:30 Uhr zu klingeln begann. Und es klingelte nicht nur einmal. Nein, es klingelte drei Mal hintereinander und das jeweils eine halbe Ewigkeit. Beim vierten Mal wurde es mir zu bunt und ich lief gemächlich ins Office um den Hörer abzunehmen (da es immer so lange klingeln gelassen wurde hatte ich ja alle Zeit der Welt). Als ich mich meldete hörte ich nur ein etwas verwirrtes Gestotter. Die Person an der anderen Leitung hatte wohl nicht damit gerechnet, dass abgenommen wurde. Schließlich meldete sich eine Frauenstimme die fragte, ob die Farm heute offen wäre und sie ihre Tochter vorbeibringen könnte. Nachdem ich ihre erklärt hatte, dass heute kein Programm sei, fiel ich glücklicherweise wieder in einen traumreichen Schlaf. Erst Zintles Anruf gegen 11 Uhr (sie hatte nicht auf der Farm geschlafen) beendete entgültig meinen Schlaf. Nachdem ich mir ein feines Müsli gegönnt und mir viel Zeit für meine Morgengebete gelassen hatte, überlegten Ann-Christin und ich was wir mit diesem Tag machen könnten. Uns blieb nicht viel Auswahl. Während die anderen hier lebenden zum Strand gingen und wir sie zum Taxistand bringen durften, ist es uns nicht erlaubt das Auto für uns zu nutzen. Leider sind Taxistand und Bushaltestelle zu weit weg um hinzulaufen. Ganz abgesehen davon, dass es aufgrund eines sehr neuen Townships gleich um die Ecke zu gefährlich wäre. Wir saßen also fest und in einem Land in dem es noch so viel für uns zu entdecken gibt, fühlt sich das verdammt schlecht an. Doch wir machten das Beste draus und legten uns raus in die sehr schöne und warme Sonne. Das stetige Lüftchen das hier herrscht macht das Sonnenbaden sehr angenehm. Währendessen las ich in meinem Reiseführer über Kapstadt, was jedoch mein Gefühl gefangen zu sein nur verstärkte. Ich dachte bei mir „genau da könntest du jetzt auch sein. Aber nein, du liegst hier und musst dir all das auf kleinen Bildern in deinem Reiseführer ansehen“. Frustrierendes Gefühl! Sobald Adrian jedoch da ist (er wird am Donnerstag ankommen) werden wir uns so schnell wie möglich um ein Auto kümmern. Es ist ja nicht so, dass es nicht schön wäre entspannt bei der Farm in der Sonne zu liegen aber es ist einfach ein Unterschied ob man es macht weil man Lust dazu hat oder weil man nicht anders kann.
Wenigstens haben wir es uns heute mit dem Essen gut gehen lassen. Kartoffel-Gratin à la Oma. Das Beste! ©

Freitag, 14. September 2012

Nachtalarm

-14.September 2012-
Der letzte Satz meines gestrigen Eintrags war eigentlich auf meine Träume bezogen doch er bekam eine ganz neue Bedeutung, als heute Nacht um ca. 4:30 Uhr unsere Alarmanlage zu piepsen begann. Es war nicht der Alarm, dieser hätte auch die gesamte „Nachbarschaft“ aufgeweckt, aber das Kästchen der Alarmanlage die auch die gesamte Halle sichert, hatte eben zu piepsen begonnen und uns aus unseren Träumen gerissen. Es zeigte uns ein ungewohntes Dreieck an das, wie wir heute erfuhren mit einer Störung im Stromkreislauf zusammenhängt. Außerdem leuchtete in rot die Zahl 10. Sie steht für Bewegung in der linken Hallenhälfte und wir wissen bis jetzt nicht, durch was sie ausgelöst wurde. Denn normalerweise müsste die Alarmanlage bei der kleinsten Bewegung losgehen. Es war also ein Widerspruch in sich selbst, dass die Alarmanlage für die Halle angeschaltet war, Bewegung in der linken Hallenhälfte anzeigte und trotzdem nicht losging. Als Ann-Christin und ich mutig durch das Office zur Halle liefen mussten wir feststellen, dass das Gitter zwischen Halle und Office zwar geschlossen aber nicht eingerastet war. Als wir es einrasteten verschwanden die Störungsmeldungen. War das offen Gitter die Ursache? Aber woher kam die Bewegungsmeldung? – Wir wissen es nicht aber ich hoffe dass es eine technische Ursache birgt und sich niemand während wir schliefen in der Halle rumtrieb. Schließlich müssen Ann-Christin und ich eben diese Halle bei jedem Toilettengang durchqueren und die Überlegung jemand könnte unbemerkt hinein gelangen, gefällt mir ganz und gar nicht.
Wegen dieser aufregenden Unterbrechung unserer Nachtruhe, fiel uns heute das Aufstehen für unser morgendliches Joggen noch viel schwerer als die letzten zwei Tage. Doch unsere Willenskraft lies uns nicht im Stich und so starteten wir auch den heutigen, sehr sonnigen Tag mit etwas Bewegung.  
Ansonsten verbrachte ich den Tag im Kindergarten und im Hort wie auch die Tage zuvor. Neben dem Spielen im Kinderdergarten kommt auch das spielerische Lernen nicht zu kurz. So sprechen die Kindergärtnerinnen viel Englisch mit ihren Schützlingen und viele der Gedichte/Gebete und Spiele die die Kinder können sind auf Englisch. Außerdem wird fleißig das englischen Zählen und das Alphabet geübt.
Da die Kinder im Hort heute in anderen Gruppen waren konnte ich mit meinen Zirkuskindern leider nicht trainieren. Am Montag wird aber die nächste Trainingseinheit stattfinden.
Insgesamt war mein Tag heute aber oft durch Fahrten und auch Warten unterbrochen. So musste ich ca. eine halbe Stunde vor der Westgate Mall warten, während die anderen scheinbar endlosen Erledigungen nachkamen. Bei dieser Gelegenheit unterhielt ich mich mit dem Einpark- und Packhilfe-Mann meiner Parkreihe. Er erzählte mir, dass sein Dienst 11 Stunden lang gehen würde und dass es ihm nicht gestatten sei sich während dieser Zeit hinzusetzen. Selbst wenn, wie es zu dieser Zeit der Fall war, nur um die zehn Autos in seiner Reihe parkten. Den lieben langen Tag Autos voll packen und Menschen beim Ein- und Ausparken helfen. Ich verspürte großes Mitgefühl mit dem sehr sympathischen jungen Mann in seiner orange leuchtenden Warnweste. Doch es freute mich, als ich unter der tief ins Gesicht gezogenen Schildmütze ein schelmischen Blitzen in seinen Augen erkennen konnte und ich dachte bei mir, dass er nicht allzu unglücklich zu sein scheint. Ich fuhr nach unserem Gespräch noch dreimal durch seine Parkreihe und jedes Mal empfing mich ein freudiges Winken, welches ich mit einem lachenden Gesicht erwiderte. Solche menschliche Begegnungen sind so wertvoll. Wir sollten sie öfter zulassen!

Donnerstag, 13. September 2012

Muffins

-13.September 2012-
Auch heute kletterten Ann-Christin und ich früher als unbedingt nötigt aus dem Bett. Wir beide hatten Schwierigkeiten die Augen zu öffnen, doch wollten wir auch heute das Laufbein schwingen. Ich habe gerade eine Phase in der ich sehr intensiv träume ich mich am nächsten morgen oft sehr genau erinnern kann. Ich liebe das Abtauchen in eine völlig andere Welt und morgens mit einer neuen Geschichte zu erwachen. Wenn ich mehr Zeit hätte würde ich sie aufschreiben. Die Sonne war heute schüchterner als gestern und hielt sich hinter Wolken versteckt, die es zum Glück erst nach unserer Rückkehr etwas regnen ließen.
Wegen des schlechten Wetters mussten die Kinder heute auf den Garten verzichten. Auch wenn es nur leicht genieselt hat, so war der Sand nass und das Holz gefährlich rutschig. Mit den verschiedensten Spielen konnten sich die Kinder dann jedoch auch im Haus austoben. Beendet wurde diese Spielerunde mit zwei Geschichten. Während die erste auf Englisch von einer der Kindergärtnerinnen erzählt wurde, erzählte die zweite Geschichte ein kleiner, sehr aufgeweckter Junge auf Xhosa. Der übrigens hervorragend Englisch sprechende Junge nutzte zur Verdeutlichung seiner Geschichte nicht nur seinen Mund. Mit all seinen ihm zu Verfügung stehenden Körperteilen, offenbarte er ein außerordentliches Schauspieltalent und riss uns (selbst mich die kein Wort verstand) in seinen Bann. Als die Kinder dann wieder ihren wertvollen Mittagsschlaf abhielten, schlich ich mich leise wie ein Leopard mit meiner Kamera zu ihnen, um euch ein Bild der vielen kleinen aufgereihten Schühchen zu ergattern.
Da Zintle heute 19 wird und wir ihr eine kleine Freude bereiten wollten, offenbarten Ann-Christin und ich ungeahnte Muffin-Backkünste. Trotz eines Messbechers dessen Aufschrift kaum noch zu lesen ist und einem Ofen aus dem 18ten Jahrhundert, sind sie sehr fein geworden!
Lecker!
Mit Sechs der Hortkindern versuchte ich mich heute langsam an die Akrobatik heranzutasten. Ich musste allerdings feststellen, dass die Oberarmmuskulatur der meisten noch einiger Liegestützen bedarf. Die Zeit war jedoch leider schon vorbei, als ich mich mit ihnen gerade ausgiebig einer schönen Rolle gewidmet hatte. Sie sind alle wunderbar motiviert und scheinen viel Freude an der Bewegung zu haben. Ich weiß nur nicht wie ihnen innerhalb so kurzer Zeit so viel beibringen soll. Dabei habe ich so schöne Ideen!
Da Zintle heute Abend nicht hier schlafen wird, müssen Ann-Christin und ich heute Abend/Nacht ein wachsames Auge auf Tusu und Thabi haben.  Da Tusu aber oft auf Thabi aufpasst und darin schon geübt ist, denke ich nicht, dass die beiden Schwierigkeiten haben werden.
Jetzt freue ich mich schon sehr auf mein Bett und bin gespannt, was ich heute Nacht wieder erleben werde.

Mittwoch, 12. September 2012

Bewegung

-12.September 2012-
Nachdem wir uns gestern fleißig unseren Muskeln zugewendet hatten, standen Ann-Christin und ich heute eine Stunde früher auf um Joggen zu gehen. Das Wetter war perfekt dafür. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über die  Dächer und die Luft war noch angenehm kühl von der vergangenen Nacht. Da wir uns aber an die Sicherheitsvorkehrungen Mr. Johns hielten war die Jogging-Strecke weniger idyllisch. Wir liefen an der Schnellstraße vor unserer Farm entlang, welche den Vorteil hat, dass uns hier immer mehrere Menschen sehen und wir so gut wie nie jemanden alleine antreffen. Aber schön sind die vorbeirasenden Autos mitsamt ihren Abgasen nicht gerade. Die gleiche Strecke benutzten wir auch für unseren Rückweg. Obwohl wir uns nicht so weit von der Farm entfernen sollten und wir so nur ca. 30 Minuten unterwegs waren, war es ein wunderbares Gefühl das meinen Körper durchströmte. Endlich spürte ich meinen Körper wieder voll und ganz und ich war froh etwas für mich getan zu haben.
Nachdem ich den heutigen Morgen wieder im Kindergarten verbracht habe, hatte ich heute die zusätzliche Aufgabe zugeteilt bekommen, auf sie beim Mittagsschlaf aufzupassen. Ich liebe das Bild der vielen kleinen Schühchen, die vor dem Schlafen sorgsam in zwei oder drei Reihen aufgestellt wurden. Da ich nur für die zweite Hälfte zugeteilt war, nutzte ich die erste Hälfte dazu mich noch etwas auf dem Trampolin zu verausgaben. Dieses Gefühl der Schwerelosigkeit..
Im Hort haben wir die Kinder heute den verschiedenen Workshops zugeteilt. In meiner Zirkusgruppe habe ich 6 Kinder, die bisher noch nicht wirklich viel Akrobatik gemacht haben. Ich werde aber versuchen ihnen so viel wie möglich innerhalb den verbleibenden 1,5 Monaten beizubringen. Gleichzeitig müssen wir uns aber auch auf Jonglieren, Tellerdrehen, Diabolo und evtl. Keulenschwingen konzentrieren. Da kommt ein ganz schön großer Batzen Arbeit auf uns zu und aber das wird bestimmt gut!
Heute gab es das Essen, dass mir hier am besten schmeckt. Es sind große Teigbollen, die frittiert werden und mich irgendwie an Krapfen erinnern. Eigentlich Fett pur aber irgendwie schmeckt es. Danach waren ich und ein paar Jungs des Horts noch in der Küche. Sie sangen Lieder in umgewandelter Form und nicht selten bauten sie mich in die Geschichte ein. Zu Beginn lächelte ich einfach nur ohne zu wissen, ob das was sie sangen auch wirklich zum Lächeln war. Später kam mir dann aber Tusu zu Hilfe und übersetzte mir die Stellen, in denen auf einmal mein Name auftauchte.
Der Tag war im Gesamten sehr schön. Ich habe so langsam den Durchblick in den verschiedenen Bereichen und das Gefühl in meinen Arbeitsbereichen angekommen zu sein.

Dienstag, 11. September 2012

Man beginnt uns zu kennen..

-11.September 2012-
Auch heute erwachte ich noch vor dem Klingeln meines Weckers. Ich hatte von meinen Lieben daheim geträumt und wollte mit aller Kraft an diesem Traum festhalten. Leider erfolglos und so eroberte meine reale Umgebung Stück für Stück mein Bewusstsein. Es war ein schöner, sonniger Morgen und ich bemerkte, dass Ann-Christin und ich schon etwas Routine bekommen hatten. Wir stehen auf, manchmal duscht sie (ich bevorzuge den Abend) und machen uns einen grandiosen Rooibos-Tee. Danach bete ich eine halbe Stunde, während sie Frühstückt. Anschließend füttern wir die Hasen bzw. Zwergkaninchen, die uns von den letzten Freiwilligen überlassen wurden und mir bei meiner Ankunft mit großen, hungrigen Augen entgegenblickten. Obwohl das Gelände riesig ist, haben sie bis jetzt noch keinen Auslauf. Da sie das aber unbedingt brauchen, möchte ich das demnächst in Angriff nehmen.
Währendessen frühstücke auch ich meist Müsli oder Toast. Ich vermisse jetzt schon ein richtig schönes Vollkornbrot. All das Müsli und Toast füllen zwar meinen Bauch, auf ein Sättigungsgefühl kann ich jedoch lange warten. Neu ist, dass wir um 9:30 Uhr die Projektautos die in Mr. Johns Hof nächtigen umparken, um bei einem Anruf möglichst schnell am Auto zu sein.
Den Vormittag verbrachte ich wieder mit den, im Sonnenschein spielenden Kindern. Ich beginne inzwischen erste Fortschritte im Merken der Namen zu machen, was sehr hilfreich ist um sie einzeln anzusprechen. Sehr schön im Kindergarten ist die Geste der Entschuldigung. Verletzt ein Kind ein anderes, was nicht all zu selten vorkommt, umarmen sich die Kinder gegenseitig, manchmal von alleine und manchmal auf Anweisung, und sprechen sich ein „sorry“ aus. Ich habe dabei beobachtet, dass die verletzten Kinder während und nach der Umarmung oft mit dem Weinen aufhören.
Um 12 Uhr hatten wir ein langes Meeting, in dem es vor allem darum ging was wir den Kindern für die schon erwähnte Ending-Ceremony beibringen könnten und wie wir sie gestalten möchten. Ich habe mich gleich der Zirkusschule zugesprochen und in meinem Kopf begannen viele Ideen zu sprudeln, die ich am liebsten gleich in die Tat umgesetzt hätte. Da ich aber noch so wenig kulturelles Hintergrundwissen habe ist es schwer für mich zu wissen, was davon realisierbar ist und was nicht. Ich versuche einfach offen auch für die Ideen der Kinder zu sein und bin schon gespannt darauf, wie diese verschiedenen Workshops denn nun wirklich ablaufen werden und was die Jugendlichen meiner Gruppe überhaupt für Fähigkeiten besitzen. Meinen Schwerpunkt werde ich aber sicherlich auf die Akrobatik legen. Meine jahrelange Zirkus- und auch Turnerfahrung ist dabei sicherlich ein großer Vorteil. Ich freu mich schon sehr darauf, allein auch wegen der Bewegung. Mr. John meinte heute zu mir, dass es leider keine gute Strecke gibt. Vielleicht entlang der Straße, dann aber besser nicht alleine und nicht zu weit weg von der Farm. Dann muss ich mir vielleicht etwas anderes überlegen um nicht meine gesamte Kondition zu verlieren und wie ein Schwamm aufzugehen.
Da Ann-Christin und ich noch einiges für das Projekt zu besorgen hatten, fuhren wir abermals in die nahe gelegen Westgate-Mall. Kaum hatten wir den Einkaufswagen in die ersten Regale geschoben kam auch schon ein Angestellter um die Ecke geschossen, der uns auch bei unserem letzten Einkauf behilflich war. Er wusste sogar noch meinen Namen und Ann-Christin und ich konnten freudig feststellen: man kennt uns hier schon. Der eifrige Mitarbeiter entriss uns unseren Einkaufszettel und rannte von der einen Ecke des Ladens in die andere, sodass wir mit unserem sperrigen Wagen Mühen hatten ihn zu folgen. Doch da er unseren Zettel hatte und es galt diesen nicht zu verlieren, hefteten wir uns an seine Fersen. So füllte sich unser Wagen wie im Fluge und hätten wir nicht etwas Geld nachholen müssen, wäre die Geschwindigkeit wohl Rekordverdächtig gewesen. 
Etwas später auf der Rückfahrt vom Haus der Projektleiter, ging gerade die Sonne unter. Sie verschwand allmählich hinter dem Tafelberg, während ihre Strahlen noch rings um ihn herum durch all die kleinen Einkerbungen hervorstachen. Es war ein wunderschöner Moment und ich wünschte die Sonne würde stillstehen. Doch sie beugte sich schließlich der Nacht und die Dämmerung legte sich frisch um uns, als wir das Farmgelände erreichten. 

Montag, 10. September 2012

Tag 10

-10. September 2012-
Heute war die Stimmung der Mitarbeiter im Projekt irgendwie angespannt. Es schien als könnten Ann-Christin und ich nichts richtig machen, was uns sehr verunsicherte. Im laufe des Tages verbesserte sich die Atmosphäre jedoch. Zum Glück sind Ann-Christin und ich zu zweit. Wäre sie nicht hier gewesen, wäre aus diesem Tag auf jeden Fall ein Heimwehtag geworden..
Den Morgen verbrachte ich, zwei Abholfahrten ausgenommen, im Kindergarten. Der Boden draußen war noch feucht vom Regen der letzten Nacht. Da jedoch die Sonne ein paar vereinzelte Strahlen durch die Wolken schickte, verbrachten wir auch heute einige Zeit im Garten. Hier offenbart sich ein wahres Kinderparadies. Es gibt eine kleine Wippe, Schaukeln, ein unglaublich großes Klettergerüst, einen ebenfalls sehr großen Sandkasten (die Kinder könnten senkrecht darin verschwinden) und ein großes, rundes Trampolin auf welchem sich meist ein großes, wippendes Kinderknäul befindet. Nach dem Essen, es gab Reis mit Gemüseeintopf, verteilten wir kleine Schaumstoffmatten, auf denen die Kinder ihren Mittagsschlaf abhielten. Es berührt mich die Kleinen zu sehen, wie sie in einer Reihe liegen, Kopf und Fuß immer abwechselnd und friedlich schlummern. Nachdem die Kinder gegangen waren hatten wir abermals ein Meeting mit unserer Projektleiterin, in denen wir mit den Regeln unseres Raumes bekannt gemacht wurden. Nicht Wäsche herumliegen lassen, Geschirr jeden Tag spülen, kein Besuch während der Arbeitszeit etc. Anschließend gab ich Essen für die Hortkinder aus und verbrachte etwas Zeit mit ihnen, während sie ein Theaterstück einprobten. Dieses Stück ist ein Teil der Aufführungen, die die Kinder beim diesjährigen Abschlussfest im Dezember ihren Eltern bieten werden. Es ist ein sehr trauriges Stück und thematisiert den Tod. Ein Thema, das für viele der Kinder nicht fremd zu sein scheint. Sie haben mir aber zugesichert, dass es ein Happy End geben wird, auf das ich sehr gespannt bin. Als Mr. John dann auch die Hortkinder heimgebracht hatte und es auf der Farm etwas ruhiger geworden war, war meine letzte Aufgabe für den Tag die Projektleiter heimzufahren. Obwohl das Haus etwas weiter weg liegt, ist auf meinen Orientierungssinn verlass und kann stolz sagen, dass ich auch diese Strecke inzwischen gut beherrsche. Bis ich aber auch die Straßen in Cape Town-City durchschaut habe, dauert es wahrscheinlich noch ein Weilchen.
Inzwischen beginne ich meine sportliche Aktivitäten zu vermissen. Ich habe einen solchen Bewegungsdrang, dass ich mich heute dem Trampolin, Liegenstützen und Sit-ups gewidmet habe (ich sollte das wieder täglich machen das tut mir gut) und sogar schon Mr. John gefragt habe, welche Strecke denn sicher zum Joggen sei. Die, die mich gut kennen wissen, wie sehr ich Joggen verabscheue. Ich merke aber einfach wie mir jetzt schon die Bewegung fehlt. Ich weiß zwar noch nicht genau, wie das in meinen Tagesplan passen soll, aber jetzt bin ich erst mal auf morgen gespannt, wenn mir Mr. John genauere Auskunft geben wird.

Sonntag, 9. September 2012

Zoo, Sammeltaxi & Besuch

-9. September 2012-
Da ich die letzten zwei Tage so viele erlebt habe, bin ich überhaupt nicht zum Schreiben gekommen. Weil ich Euch diese Erlebnisse aber auf keinen Fall vorenthalten möchte, hole ich das hiermit nach.
Vorgestern waren alle ganz aufgeregt, denn es sollte in den Zoo gehen. Um punkt 10 Uhr standen alle Kinder bereit und warteten darauf auf die verschiedenen Autos verteilt zu werden. Wir hatten den Bus von Mr.John dem Hausmeister zur Verfügung und  die zwei kleinen Projektautos. Letztendlich sah es so aus, dass alle Autos aus ihren Nähten platzten und ich im kleinen Fünfsitzer Golf Chico 5 Kinder und zwei Kindergärtnerinnen transportierte. Eine davon im hochschwangeren Zustand. Als wir endlich im Zoo angekommen waren und ich für alle bezahlt hatte (die Verantwortung für das Kindergartengeld liegt scheinbar bei mir), begannen all die vielen Kindergesichter beim Anblick von Springbock, Zebra, Tiger und Co. zu strahlen. Auch mich faszinieren diese Tiere doch ein glückliches Leben wird ihnen hier nicht geboten. Wenn einem Tiger ein Auslauf von nur ca. 20m auf  40m gewährt wird, kann und will ich das nicht gutheißen. Die Affen, die in ihrem zwar etwas größerem doch immer noch viel zu kleinem Gehege ohne Rückzugsmöglichkeit leben müssen, offenbarten ein auf mich äußerst aggressiv wirkendes Verhalten. Einer zum Beispiel schrie die  Menschen, die sich um seinen Käfig versammelt hatten an und bewarf uns mit Sand und Dreck. Dies lies in mir den Wunsch entstehen all diese Wesen zurück in ihre Freiheit zu entlassen. Wieso nehmen wir Menschen uns die Stellung heraus Tiere so unter ihrer Würde zu behandeln und ihnen das Recht auf ein glückliches Leben zu verwehren. Sind es die paar strahlenden Kindergesichter wirklich wert, dass den Tieren ihr Leben in der Freiheit genommen wird und sie ein Leben hinter Gittern verbringen müssen, angestarrt von genau jenen Wesen die ihnen das angetan haben? Haben nicht auch Tiere den Wunsch und das Recht dazu glücklich zu sein? Fragen die mich beschäftigten und meine Freude über den Zoobesuch schmälerten. Doch die lachenden Gesichter der Kinder, ihre kleinen Hände in meinen und ihr ausgelassenes Toben ließen diesen Ausflug trotz alledem zu einem sehr schönen werden. Nachdem Käse- und Wursttoast (Brot sucht man hier vergeblich), Hühnchen, Chips, Bonbons, getrocknete Früchte etc. verschlungen (in diese Kindermägen passt unglaublich viel rein!) und der Zoo erkundet war, begaben wir uns auf den Rückweg. Glücklich die teure Fracht gesund heimgebracht zu haben, kehrten Ann-Christin und ich am Nachmittag zurück zu Farm. Ich war gerade dabei mir eine Portion Bratkartoffeln zu zubereiten, als mein Handy klingelte. Es war Zintle die uns Karten für ein Konzert von The Soil (eine hier anscheinend sehr angesagte a capella Gruppe) besorgt hatte und uns darum bat umgehend in das Stadtzentrum zu kommen. So baten wir Mr. John uns zum nächstgelegenen Sammeltaxipunkt zu bringen, der sich im Township Samora befindet. Dort angekommen wartete der sehr nette doch durch seinen Bart und seine Stimme grummelig wirkende, ältere Mann mit uns um sicherzugehen, dass wir in das richtige Taxi steigen und uns während der Wartezeit nichts zustößt. Das Taxi war ein roter Minibus in dem wir freundlich willkommen geheißen wurden. Zwar waren wir uns nicht ganz sicher wo wir aussteigen mussten, doch irgendwie fanden wir die richtige Stelle und waren glücklich unsere erste Fahrt in einem öffentlichen Verkehrsmittel so gut gemeistert zu haben. Wir wussten schließlich noch nicht, was uns noch in der selbigen Nacht erwarten sollte. Voller Vorfreude begaben wir (Zintle und ihr Freund, unsere Projektleiterin und ihr Freund, eine Freundin der beiden und ihr Freund und Ann-Christin und ich) uns zum Unigelände auf dem das Konzert stattfinden sollte. Ganz gegen unsere Erwartungen war das Gelände bestuhlt. Als Sitzgelegenheiten wurden die Stühle jedoch nur in den seltensten Fällen benutzt. Die Masse tobte als The Soil die ziemlich kleine Bühne betrat und bewies, dass sie zurecht auf dieser Bühne standen. Doch auch das Publikum konnte zeigen, was in ihm steckt. Während der Umziehpause wurden vier Freiwillig auf die Bühne geholt, die jeweils einen Song von The Soil performten. Per Applaus wurde anschließend der Sieger gekürt. Während hier unzählige Hände emporschnellten um für den Wettbewerb ausgewählt zu werden, währe die Auswahl der Freiwilligen in Deutschland sicherlich deutlich kleiner gewesen. Als das Konzert vorbei war hatte es stark abgekühlt und während die Mädchen teilweise nur in Minikleidern an uns vorbeiliefen, froren Ann-Christin und ich sehr. Da die Taxis einen jedoch erst am 24 Uhr vor der Haustür abliefern und wir unter keinen Umständen mitten in der Nacht in Samora stehen wollten, mussten wir die Zeit noch in einer Bar überbrücken. Sehr müde von all dem Erlebten warteten wir nur ungeduldig darauf endlich unseren Heimweg anzutreten. Endlich war es soweit und wir wurden zu den Taxis gebracht. Entgegen ihrer Zusicherung fuhr Zintle jedoch nicht mit uns zurück, erklärte dem Fahrer aber, wo er uns absetzen sollte. So ging sie los unsere Fahrt. Da unsere 11 Mitfahrer jedoch allesamt vor uns abgesetzt wurden, ist das Wort Reise vielleicht besser angebracht. Da jeder den Anspruch hatte vor seiner Haustür abgesetzt zu werden, führte uns die Fahrt durch die tiefsten Ecken der verschiedensten Townships und über Straßen, die die Bezeichnung „Straße“ eigentlich überhaupt nicht verdient haben. Es war sehr spannend und eigentlich genau die Erfahrung, die ich mir gewünscht habe. Nur auf die besoffene Frau die wir in irgendeinem der Townships aufgegabelt haben, die im Auto rumschrie und mir halb auf dem Schoß lag, hätte ich gerne verzichten können. Unser Fahrer war sehr nett und so fuhr er uns sogar durch das Tor bis direkt zur Farm und ersparte uns somit einen gruseligen Weg durch das von der Nacht umhüllte Gelände. Es war irgendwann nach Eins, als wir uns endlich erschöpft in unsere Decken kuscheln konnten und ganz beseelt von all dem Erlebten einschliefen.

Gestern konnten wir dann endlich etwas Schlaf nachholen. Um 13 Uhr war jedoch ein weiteres gemeinsames Meeting mit unseren Projektleitern angedacht, in dem Ann-Christin
etwas eingeführt wurde. Da die Zeit jedoch sehr knapp war, kamen wir nicht dazu alles wichtige zu besprechen.
Nach dem Meeting bekam ich endlich den Besuch auf den ich mich schon die ganze Woche gefreut habe. Meine Schulfreundin Meike kam mit Anna, Matheo und Erik (die Drei habe ich auf unserem Vorbereitungsseminar kennen gelernt und sind zusammen mit Meike im Projekt). Da wir gemeinsam kochen wollten, begaben sich drei von uns mit knurrenden Mägen auf den Weg zum nächsten Laden. Gerade als wir die Schwelle der Mall betraten, mussten wir jedoch mit ansehen, wie der Laden unseres Verlangens schloss. Doch es hatte noch ein kleiner Meeresfrüchte-Laden auf, in dem wir Lachs kauften. Außerdem erstanden wir an einem Holzstand am Straßenrand frisches und günstiges Gemüse, aus dem wir bzw. Erik ein herrliches Essen zauberte. Nachdem die letzte Woche Müsli unser Hauptnahrungsmittel war, da uns Zeit zum Einkaufen und Kochen fehlte, tat das Essen sehr gut! Den restlichen Abend verbrachten wir mit dem Singen verschiedener Lieder, begleitet von der Gitarre die sie mitgebracht hatten. Die Nacht war obwohl wir uns zu fünft auf zwei Betten und ein Sofa quetschten, wieder sehr kalt. Es regnete und der Wind blies stark um die Farm, als Ann-Christin und ich mit Schrecken feststellen mussten, unsere Decke hat ein Loch, durch das es reintropft. Die Funktion der seltsamen roten Decke auf dem Boden ist also, dass sie das reintropfende Wasser aufsaugen soll. Nun gut, wenigstens kam kein Wasser durch die Fenster (das aufgrund eines Kabels nicht schließbare Fenster ausgenommen). Eigentlich hatten wir angedacht heute mit den anderen an den Strand zu gehen. Da aber das Wetter diesen Plan wohl nicht für unterstützendwert hielt, entschlossen Ann-Christin und ich uns dazu den Tag gemütlich zu gestalten und die freie Zeit vor Allem für Schreiben zu nutzen.
Auf dringende Aufforderung Zintles doch bitte Toast kaufen zu gehen, waren wir außerdem heute morgen noch einmal im Laden und haben uns mit Gemüse und Obst für die kommende Woche versorgt. 

Donnerstag, 6. September 2012

Einblicke

                                                          Die süße Thabi
                                         Sonnenuntergang über den Wolken
                                                           Cape Town

Viel zu tun..

-6.September 2012-
Mein heutiger Tag war sehr anstrengend und ich muss aufpassen, dass mir während ich das schreibe nicht die Augen zufallen. Pünktlich um 6 Uhr hallten wieder die ersten Kinderrufe durch die Farm und obwohl ich erst später aufstehen muss, ist es bei dieser Lautstärke unvermeidlich aufzuwachen. Obwohl die Lautstärke ab diesem Zeitpunkt eher zu- als abnimmt, schaffte ich es wieder in einen leichten Schlaf zu fallen. Leider war dieser nicht von großer Dauer und da ich, wie viele von Euch wissen werden Buddhistin bin, beschloss ich mich meinen morgendlichen Gebeten zu widmen. Die halbe Stunde Beten am Morgen ist hier für mich sehr wichtig. Es ist gerade die einzige Zeit in der ich vollkommen bei mir bin und nicht wie am restlichen Tag nach außen gerichtet. Es ist die Zeit, in der ich wirklich in mich hineinfühlen kann. Gleichzeitig gibt es mir aber auch das Gefühl von Schutz und einem Stück Heimat das ich in mir trage.
Mein erster Weg führte mich anschließend wieder direkt zu meinem Freund dem Auto. Dieses Mal durfte ich jedoch eine neue Strecke entdecken. Es ging um den Tafelberg herum und es breitete sich in seiner ganzen Pracht Cape Town City vor mir aus, wo ich unter anderem meine noch mitgebrachten Euros wechselte. Bei einem Wechselkurs von ungefähr 1€ zu 10 Rand, hätte ich beinahe statt meines Briefumschlags eine ganze Tasche gebraucht um das Geld zu transportieren ;)
Nachdem der Vormittag so verstrichen war und wir uns wieder zurück auf die Farm begeben hatten, wartete schon das Kindergartengeld auf mich. Da morgen jedoch mit den Kleinen der große Ausflug zum Zoo ansteht, musste ich mich allerdings erst um jenes Geld kümmern. Da jedoch einiges Geld fehlte warf dieses Thema große Ratlosigkeit bei mir und den Kindergärtnerinnen auf. Schließlich fanden wir jedoch des Rätsels Lösung und ich war sehr erleichtert, dass ich alles richtig gemacht habe. An Pause war jedoch nicht zu denken. Die Kindergärtnerinnen machten mir mächtig Dampf unter dem Hintern mit ihnen für morgen Einkaufen zu fahren. Also schnappte ich mir abermals den inzwischen gut bekannten Schlüssel und platzierte mich auf den Fahrersitz. Ob er wohl inzwischen schon die Passform meines Hintern angenommen hat? Unsere Shoppingtour führte uns zu vier verschiedene Läden, da die Läden scheinbar für die verschieden Lebensmittel unterschiedlich gut geeignet sind. Ein Laden hat mir besonders gut gefallen und wenn er nicht so weit weg gewesen wäre, ich würde ihn leer kaufen! Regale vollgestopft bis zur Decke mit den unterschiedlichsten Süßigkeiten und Knabbersachen. Ein Traum! Endlich hatte ich auch im letzten Laden gezahlt und durfte die Heimfahrt antreten. Doch auf etwas freie Zeit konnte ich auch jetzt nicht hoffen. Ich musste einen neuen Berg Kindergartengebühren bearbeiten und das Einkaufsgeld mit dem Ausflugsgeld verrechnen. Wie so oft, wenn ich einen alten, dreckigen und von den vielen Berührungen weich gewordenen Geldschein in den Händen halte, habe ich mir gewünscht die Geschichten der verschiedenen Scheine zu kennen. Wer tauschte sie für was ein, von wo kommen sie wohl und wo haben sie schon überall gelegen? Währendessen verschlang ich hungrig meinen Reis mit einer doch ganz leckeren Gemüse-Linsenpampe in einer, mehr funktionellen als schönen, blauen Plastikschüssel mit einem ebenso mehr funktionellen als schönen, grauen Plastiklöffel.
Gerade als ich die letzte Zahl geschrieben hatte, den Stift erschöpft niederlegte und damit rechnete erst einmal nichts mehr machen zu müssen, bekam ich mitgeteilt, dass ich doch noch benötigt wurde um die Kindergärtnerinnen heimzufahren. Dieses Mal führte mich meine Fahrt direkt durch das Township Samora. Die Straßen voller Menschen und hungrigen Hunden die abgemagert am Straßenrand kauerten oder mir vor das Auto rannten. Die meisten Häuser sind notdürftig aus den verschiedensten Blechen und anderen Materialien zusammengebaut und es fällt mir schwer vorzustellen, wie es sein muss dort zu leben. Als wir das Township wieder verlassen hatten, ich das Auto abschloss und mich auf den Sessel in unserem Raum setzte spürte ich ganz deutlich wie müde mich dieser Tag gemacht hat.
Doch es ist mir wichtig meine Erlebnisse aufzuschreiben und so verbringe ich heute, wie auch schon die letzten Abende einige Stunden mit schreiben. Ich erzähle Euch von meinem Tag, schreibe meinen Liebsten E-Mails und schreibe ca 5 Seiten Tagebuch. Auch wenn ich eigentlich das Bedürfnis habe zu schlafen, ist das Schreiben und damit der Blick zurück ein sehr schöner Abschluss des Tages und hilft mir mich auch an Kleinigkeiten zu erinnern, die ich ansonsten im ganzen Trubel des Tages wahrscheinlich vergessen hätte.

Gerade eben habe ich noch einen Anruf von Florian, dem Projektleiter erhalten. Ich werde morgen mit den Kleinen in den Zoo gehen. Das wird bestimmt sehr schön!

Mittwoch, 5. September 2012

Verstärkung & Autofahren

-5. September 2012-
An meinem gestrigen Tag war ich vor allem viel mit den Kindern des Kindergartens (Creche) und des After School Care zusammen. Durch Spiele und viele innige Kuscheleinheiten zog der Tag schnell an mir vorüber und Heimwehgefühle hatten keine Möglichkeit aufzuglimmen. Da es unser letzter gemeinsamer Abend in einem Zimmer war (Ann-Christin kam ja heute an) redeten Zintle und ich gestern noch eine Weile über ihr Leben. Es berührt mich sehr zu wissen was für harte Zeiten sie durchmachen musste und trotz alledem ihre Lebensfreude und ihre so witzige Art nicht verloren hat. Ich habe wirklich tiefen Respekt vor ihr!
Im Gegensatz zu meinem gestrigen Tag, den vor allem die Menschen um mich herum geprägt hatten, war ich an meinem heutigen Tag viel mit Autofahren beschäftigt. Eine der besagten Fahrten ging geradewegs zum Flughafen, an dem wir die wirklich nett scheinende Ann-Christin und ihr Gepäck in das kleine Auto zwängten. Alles erinnerte mich an meine eigene Ankunft und ich stellte fest, wie ich mich schon nach dieser kurzen Zeit etwas eingelebt und Beziehungen zu den verschieden Personen aufgebaut hatte.
Neben dem Autofahren beschäftigte mich heute Mittag auch Geld. Es handelte sich aber nicht wie vielleicht erwartet um meines, sondern um das Kindergartengeld. Ich musste abklären wer für wann wie viel bezahlt hatte, dies an verschieden Stellen aufschreiben und zusätzlich Quittungen ausstellen. Diese Bürokratie war komplizierter als ich gedacht hatte und ich war kurz davor zu verzweifeln. Doch die beiden netten Kindergärtnerinnen waren meine Retter in der Not und standen mir freundlich für jede Frage und jegliche Komplikationen zur Verfügung. Als ich den ersten Berg Zahlungen endlich hinter mich gebracht hatte konnte ich stolz auf mein Werk blicken und ich denke ich habe jetzt verstanden wie es funktioniert. Das nächste Mal werde ich schneller sein! ;)
Nach einigen Runden „Schwimmen“ (ein Kartenspiel bei dem es darum geht 31 zu erreichen) und etwas selbstgebackenem südafrikanischem Brot mit Suppe die für mich aufgrund fleischlicher Inhaltsstoffe leider flach viel, bestand meine Aufgabe wieder darin die Projektleiter nach hause zu bringen. Das viele Autofahren hat aber den Vorteil, dass ich mich inzwischen schon richtig an den Linksverkehr gewöhnt habe und auch beginne mir die Wege merken zu können. Trotzdem ist es aber auch ein Wunsch von mir, früher oder später auch  den Bus zu benutzen. Es ist bestimmt nicht das sicherste Verkehrsmittel aber von meinen vorherigen Reisen kann ich sagen, dass das Reisen oder auch Kurzfahren im Bus immer besonders waren. Hier zeigte sich oft die Mentalität der Menschen und ihrer Kultur. Auf jeden Fall werde ich von meiner ersten Busfahrt berichten, wenn es so weit sein wird!

Montag, 3. September 2012

Kuschelkinder & Linksverkehr

-3.September 2012-
Gestern hatte Tusu, Zintle, Thabi und ich noch einen sehr lustigen und belebten Abend. Nachdem ich ihnen meine Art des Gemüsekochens gezeigt hatte und feststellen musste, dass sie ihre Hühnchen mit weitaus mehr Elan verspeisten, schmiss ich Musik an. Als die kleine Thabi sofort aufsprang und ihr Hüften zum Rhythmus kreisen ließ, machten wir ihr es gleich und ich bekam meine erste Tanzstunde in afrikanischem Tanz. Dies hatte neben dem großen Spaß zwei bedeutende Vorteile: Zum Einen verbrauchten wir die eben angegessenen Kalorien, zum Anderen erhitzten wir aber auch unseren Raum, was mir zu einer angenehmeren Nacht verhalf.
Meine heutiger Morgen begann mit vielen Kinderstimmen, die durch die Farm schallten. Der Kindergarten beginnt hier schon um 6 Uhr morgens und dem entsprechend war auch der Geräuschpegel hoch. Nachdem ich noch etwas leichten Schlaf gefunden hatte, traute ich mich vorsichtig in die Halle, in der die Kinder hinter einem Vorhang spielten. Kaum war ich vor den Vorhang getreten, stürzte mir schon eine Horde Kinder entgegen und begrub mich unter ihnen. Die Einen begutachteten ausgiebig meine Haare, während Andere an meinen Piercing fassten, mit meinen Ketten spielten oder mich einfach nur berühren wollten. Als ich es irgendwann schaffte mich unter dem Berg aus Kinder hervorzugraben, half ich der netten Kindergärtnerin Obst zu schneiden und es an die Kinder zu verteilen. Die Kleinen sind wirklich sehr belebt. Wenn sie redeten dann meistens sehr laut und oft konnte ich Kämpfe zwischen den Kindern beobachten, die meistens damit endeten, dass einer der Beiden zu weinen begann. Genauso still waren sie jedoch auch beim Mittagsschlaf oder wenn sie sich Kuscheleinheiten von mir wünschten.
Nach dem Kindergarten erhielt ich weiter Einweisungen und dann hieß es ich sollte doch bitte mit der Projektleiterin einkaufen fahren. Ich hatte auch überhaupt kein Problem damit, bis mir auf einmal einfiel, sie hat überhaupt keinen Führerschein. Die Frage wer denn fahren würde, hätte ich mir somit sparen können. Ich. Ich??? – Es rasten mir tausend Bildern von möglichen Verkehrsunfällen durch den Kopf die ich durch das Abbiegen auf die falsche Spur hätte verursachen können. Doch ich nahm mich zusammen, lächelte und bemerkte nur nebenbei, dass die Situation etwas ungewohnt für mich sein könnte. Natürlich hatte ich mit meiner Angst übertrieben und ich fuhr über die Straße gleich den Sonnenstrahlen, die morgens die Erde erwecken. Nun, das ist für den sehr holprigen Farmweg vielleicht auch etwas übertrieben aber zumindest lief alles gut und ich brachte meine Mitfahrer sicher und gesund an ihr Ziel. Nach meiner Rückkehr (es war der Monatseinkauf und dementsprechend verbrachten wir viel Zeit in dem rießigen Laden) half ich noch bei der Essensausgabe für die älteren Hortkinder und fuhr die Projektleiterin gekonnt nach hause. 
Als ich heute Mittag etwas Zeit für mich hatte, kam auch erstmals ein Gefühl von Heimweh in mir hoch. Es ist nicht so, dass ich schon lange weg wäre aber zu wissen wie groß die Entfernung doch ist und wie lange es andauern wird, lässt mich meine Liebsten vermissen. Doch auch das wird vorübergehen und ich freue mich schon auf Mittwoch, wenn die zweite Freiwillige ankommen wird!

Sonntag, 2. September 2012

Ankunft & Tag 1

-1./2.September 2012-
Am Flughafen erwartete mich schon der Projektleiter mit Meketi, einem netten Jungen der auf der Farm (das Gelände Vulamasangos) lebt und mit dem ich viel zusammen arbeiten werde. Im Hauptgebäude der Farm befindet sich u.a. eine große Halle in der sich der Kindergarten abspielt und das Zimmer der Freiwilligen. Es ist schön, geräumig, beinhaltet eine Küche und eine Waschmaschine und da ich die erste der insgesamt drei Freiwilligen bin, hatte ich das Privileg mir das besten Bett aussuchen zu können. Neben dem Hauptgebäude befindet sich ein liebevoll bunt gestalteter Spielplatz und drei kleine Holzhütten in den Meketi, Zintle, ihre dreijährige Tochter Tabi und ihre kleine Schwester Ongeziwe leben. Hinter ihren Hütten erstreckt sich eine wildbewachsene Ebene, auf der die geplanten Waisenhäuser gebaut werden sollen. Nicht zu vergessen der „Care-taker“ der Farm, der ebenfalls mit seiner Familie auf dem von Stacheldraht umzäunten Gelände zuhause ist.
Nachdem ich alles gezeigt und die sehr komplizierte Alarmanlage erklärt bekommen habe, ging es los zum Essen und Einkaufen in eine riesige amerikanische Mall. Der Grund, dass wir jene wählten ist, dass sie eine der sichersten Orte zum Einkaufen sein soll. Auf dem Weg dorthin, wie auch schon auf dem Weg vom Flughafen zur Farm, vielen mir die unzähligen Wellblechhütten und Baracken auf, die kontinuierlich an meinem Fenster vorbeiflogen. Situationen mit solch großen sozialen Ungleichheiten wie wir sie auch in Südafrika vorfinden können, machen mich sehr traurig.
In der Mall angekommen offenbarte sich mir wieder ein ganz gegensätzliches Bild. Riesige Hallen in denen sich unzählige Läden finden lassen und deren Leuchtschriften groß auf uns herabblinkten. Mit den großen multikulturellen Menschenmassen die sich in den Gängen tummelten, überstieg dies ganz eindeutig mein Auffassungsvermögen.
Zurück in der Farm entschieden sich die liebe Zintle, mit ihrer Tochter und Ongeziwe dazu bei mir zu schlafen, damit ich mich an meinem ersten Tag nicht so alleine fühlen muss. Das tat mir auf jeden Fall sehr gut!
Eine Aufregung gab es an diesem Abend jedoch noch. Als Zintle und ich die Alarmanlage anschalten wollten ging sie auf einmal mit großen Getöse los. Wir hatten uns wohl vertippt und schafften es erst nach geraumer Zeit den ohrenbetäubenden Lärm abzuschalten. Auch der Polizei lies sich am Telefon alles erklären und so ging zum Glück noch einmal alles gut. Aber mein Herz war am pumpen als hätte ich gerade den Mount Everest bestiegen. Und genauso kalt wurde es auch in der Nacht. Zum Glück ist unter den vielen Sachen die ich mitgebracht habe auch meine Wärmfalsche. Ohne sie wäre ich verloren!
Heute ist es in der Sonne dafür wieder sehr warm. Da heute Sonntag ist, befindet sich auf der Farm niemand außer die hier Lebenden. Es ist sehr ruhig und ich nutze die freie Zeit in der ich gerade nicht mit der süßen Tabi spiele um Euch über mein bis jetzt Erlebtes zu erzählen. Ich freue mich schon sehr auf morgen wenn ich die ganzen Kinder und Jugendliche kennen lernen darf und meinen ersten Arbeitstag hier erleben werde!

Abschied & Reise

-31.August 2012-
Nach langer Vorarbeit war er auf einmal da, der Tag der Abreise. Wenn ich an meine Gefühle zurückdenke, die mich an den Tagen kurz vor und während der Abreise begleiteten, fällt es mir sehr schwer sie zu beschreiben. Es war eine Mischung aus Freude und Trauer, welche mich gleichzeitig zum Lachen aber auch zum Weinen bringen wollten. Vorfreude auf all die tollen Erfahrungen und Erlebnisse die ich sicherlich machen werde und Trauer, dass ich dafür meine Lieben verlassen muss und nicht einfach alle in meinen ohnehin schon sehr vollen Koffer packen kann.
Nach einem ausgedehnten Frühstück mit meinen Liebsten daheim und dem gewonnenen Kampf mit meinen Kleidern und dem Koffer, ging es los Richtung Frankfurt.
Dort angekommen musste ich jedoch mit Bedauern feststellen, dass meine Chancen mit einem 3 Kg Übergewichtskoffer in den Flieger zu kommen gen Null strebten und widmete mich abermals dem Kampf mit den Koffern. Mit Wanderschuhen an den Füßen und der Hilfe meiner Freundin Meike die ebenfalls einen Freiwilligendienst in Kapstadt leistet, habe ich es glücklicherweise dann doch irgendwie geschafft die meisten meiner Habseligkeiten unterzubringen. Zwar war die erste Hürde geschafft, doch die zweite kam schneller als mir lieb war. Der Abschied. Noch nie so lange von daheim fort gewesen, viel es mir sehr schwer mich von meiner geliebten Mutter und meiner geliebten Schwester zu verabschieden. Doch irgendwie meisterte ich auch dies und so starteten Meike und ich unsere Reise zwar tränenüberströmt, doch ebenso erfüllt voller Vorfreude und Neugierde. Dank den Streiks und einer Gate-Verlegung wurden Meike und ich auf Trab gehalten und durften unsere Schuhe auf ihre Sprintqualitäten sowohl im frankfurter Flughafen als auch in Istanbul testen. Doch alles verlief nach Plan und so kamen wir am 1. September erschöpft in Kapstadt an.

Freunde, Bekannte, Interessierte

Es ist soweit und ich bin inmitten der Erfüllung meines Traumes – Weltwärtsdienst bei Vulamasango. Vulamasango ist ein Projekt, welches sich um die verarmten, verwaisten, misshandelten und vernachlässigten Kinder und Jugendliche Kapstadts kümmert. Ich lernte das Projekt 2007 durch die Gesangs-, Tanz-, und Trommelgruppe Zabalaza kennen. Zabalaza ist ein Teil des Projektes, indem Kinder und Jugendlichen mithilfe afrikanischer Musik therapiert werde. Mit ihrer positiven Ausstrahlung trotz der traurigen Schicksale die sie hatten erleiden müssen, haben es mir die damals ausschließlich Mädchen und das Projekt sehr angetan. Über die Vorträge während des Auftritts und über das Internet erfuhr ich, dass das Projekt neben Zabalaza auch einen Kindergarten und einen Nachmittagshort mit u.a. Zirkusschule umfasst. Von Anfang an wusste ich, hier wird gute Arbeit geleistet, das ist der Ort an dem ich nach der Schule ein Jahr leben möchte.
Ich hatte Glück und nachdem ich mich bei meiner Trägerorganisation „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.“ beworben hatte, bekam ich auch eine Zusage von Vulamasango. Mit der Hilfe vieler lieben Menschen (hier noch mal ein großes Dankeschön dafür) schaffte ich es gut meinen Förderkreis aufzubauen und der großen Reise stand somit nichts mehr im Weg.
Nach längerem Überlegen, wie ich auch Euch an all meine Erfahrungen teilhaben lassen kann, entschied ich mich für die Blog-Variante. Da ich mich hier jedoch überhaupt nicht auskenne, bitte ich Euch mir den ein oder anderen Fehler zu verzeihen! Danke :)
Eure Laila