Montag, 10. Dezember 2012

Viel, viel, viel!



-23. November – 10. Dezember 2012-
Die vergangenen Tage waren unglaublich gefüllt mit den verschiedensten Erlebnissen, sodass ihr mir meine Berichtpause entschuldigen müsst. Da am ersten Dezember die langersehnte Closing Ceremony anstand, stand die vorangehende Woche ganz im Sterne der Vorbereitung dieses Festes. Wir kauften allerlei Essen und verteilten die verschiedenen Aufgabenbereiche auf die verschiedenen Personen. Ich erklärte mich mit Ann-Christin dazu bereit die Dekoration zu übernehmen und überlegte mir am Folgeabend, was es denn für Möglichkeiten einer billigen und doch schönen Dekoration gäbe. Am nächsten Tag begab ich mich zusammen mit Bongi und Lusanda auf den Weg allerlei Besorgungen zu machen. Ich konzentrierte mich vor allem auf die Zirkuskostüme und die Dekorationsmaterialen. Die Kassiererin eines Kleiderladens staunte jedoch nicht schlecht, als wir die Tragekapazität ihres Tresens erprobten, indem wir vor ihr einen Berg aus jeweils einem Modell ihres fast gesamten T-Shirt Sortiments auftürmten. Diese T-Shirts waren als Weihnachtsgeschenke für die Hortkinder vorgesehen und deswegen half alles nichts. Ein T-Shirt nach dem anderen wurde gescannt und die Schlange hinter uns immer länger. Schließlich konnten wir den Laden jedoch zufrieden mit großen und vor allem vollen Tüten verlassen. Am Abend diesen Tages begann ich auch gleich damit meine verschiedenen Dekorationsideen auszuprobieren. Pappebögen verwandelten sich in kunstvoll bunte Rosetten, Servietten in prachtvolle Rosen und Einmachgläser in schöne Windlichter. Da die Halle jedoch sehr groß ist hatte ich selbst um 1 Uhr nachts noch nicht einmal einen kleinen Teil der benötigten Menge gebastelt. Da meine Augenlieder jedoch immer schwerer wurden und mir das Öffnen der Augen so schwer viel, als hätte ich den Bastelkleber versehentlich in meine Augen und nicht auf die Pappe aufgetragen entschied ich mich trotz des Zeitdrucks dazu ins Bett zu gehen. Den nächsten Tag konnte ich jedoch auch nicht voll und ganz der Dekoration hingeben, da wir noch letzte Einkäufe erledigen mussten. Glücklicherweise halfen mir Adrian und Ann-Christin mit dem Basteln sehr und so wuchs die Fülle der Dekorationsmaterialien stetig an. Die Dekoration allein war jedoch nicht  meine einzige Verantwortung. Ich musste auch sicherstellen, dass ich noch genügend Zeit und Platz zu Verfügung hatte um den Bewegungen meiner Zirkuskinder den letzten Schliff zu geben.
Und dann war er da. Samstag der 1. Dezember 2012, der Tag der Closing Ceremony. Da wir schon am Tag zuvor bis spät in die Nacht dekoriert und 200 Luftballons kraft unserer Lungen gefüllt hatten, mussten wir uns an diesem Morgen nur noch um den Außenbereich kümmern, der mit Rosen, Teelichtern und einem herzlichen „Wamkelekile“(Willkommen)-Schild gestaltet wurde.
Tuzu und Thabi während des Dekorierens
Während die Halle sich nun mit immer mehr Gästen füllte, stieg meine Aufregung stetig an. Ich war ja nicht nur am Auftritt meiner Zirkusgruppe beteiligt, sondern führt auch selbst mit den anderen Mädchen den traditionellen Tanz auf. Ich schlüpfte also ein weiteres Mal in die Tanzkleidung, ging die Schritte noch einmal in meinem Kopf durch und schon war es soweit. Die Trommelschläge erklangen und ich rannte zusammen mit den Mädchen auf die Bühne. Unter den jubelnden Zurufen des Publikums verschwand meine Aufregung jedoch schnell und ich konnte den Auftritt in vollen Zügen genießen. Als dann auch noch der Auftritt meiner Zirkusschützlingen fehlerfrei verlief, erfüllte sich meine Brust voller Stolz und ich war froh, dass sich all die vielen und zeitweise auch nervenaufreibenden Proben gelohnt hatten. Während der ganzen Aufführung ist mir ein weiteres Mal aufgefallen, was die Südafrikaner und vor allem die Xhosa doch für ein lebensfrohes Volk sind. Während Auftritte bei uns meist schweigend verfolgt und mit einem Klatschen nach dem Auftritt gewürdigt werden, herrscht hier meist schon während des Auftritts eine ausgelassene Stimmung in der die Menschen vor Freude jubeln und schreien. Mit einem feinen Essen (es gab eine Auswahl an Salaten und dazu Hähnchen) wurde die Ceremony anschließend beendet. Insgesamt war sie ein voller Erfolg. Jeder Auftritt, von Zabalaza über verschiedene Tänze mit Dosen und Gummistiefeln zu Zirkus verlief sehr gut, die Halle sah sehr schön aus und die Stimmung war mitreisend.
So schnell wie alles angefangen hat war es dann jedoch wieder vorbei und der Montag ließ kaum erahnen, was am Samstag alles stattgefunden hatte. Mit dem Montag änderte sich jedoch einiges. Obwohl das Projekt offiziell noch bis zum 14. Dezember geöffnet ist, kamen schon am Montag keine Kinder mehr und unsere Kindergärtnerin saß ganz alleine in der Halle. Zu dieser Zeit des Jahres fährt die Mehrzahl der Familien hier zum Eastern Cape und so kann es schon mal passieren, dass auf einmal kein Kind mehr im Kidergarten ist.
Langweilig wird es hier jedoch nicht. Unserer Projektleiterin Bongi wollte eigentlich umziehen und hat daher ihre Wohnung auf ein bestimmtes Datum gekündigt. Wie sich an jenem Datum jedoch herausstellte handelte es sich bei ihrer neuen Wohnung um eine Zwangsräumung des Vormieters, der sich anscheinend noch nicht gewillt dazu zeigte, die Wohnung zu verlassen. Bongi die davon ausgegangen war an dem abgesprochenen Datum die neue Wohnung beziehen zu können stand nun mit Sack und Pack, ihrem Neffen und ihrem Sohn buchstäblich auf der Straße. Glücklicherweise fand sie jedoch zwei Tage später eine Übergangslösung in einem nahegelegenen Stadtteil, wo sie jetzt erst mal zwei Monate leben wird. In den zwei Zwischentagen kam sie bei uns auf der Farm unter. Wir halfen also erst ihren gesamten Hausrat von zerbrechlichen Wohnzimmertisch über schönem Schmuck zu einem Herd aus dem Auto in die Halle und zwei Tage später zurück zum Auto zu transportieren. Mit vielen helfenden Händen gestaltete sich das Ganze jedoch sehr spaßig.
Im Moment haben wir noch kaum etwas zu tun. Es kommen keine Kinder mehr aber wir sollen die Farm nicht verlassen, falls ein Notfall eintreffen würde und wir hier gebraucht werden würden. Da mir jedoch vorgestern mein Magen mit starken Krämpfen zu verstehen gegeben ha , ich solle mich doch erst mal einige Zeit im Bett aufhalten finde ich diese Situation nicht all zu schlimm. Glücklicherweise geht es mir jetzt schon besser sodass ich feste Pläne für meine bevorstehende Reise schmieden kann. Namibia wäre auf jeden Fall sehr schön! Nur das mit dem Alleinreisen stimmt meine eigentlich selbst sehr abenteuerliebende Mama noch nicht sehr glücklich.. Ich vertraue einfach mal auf den Fluss des Lebens.

Zum Abschluss noch ein Zitat aus "Muscheln in meiner Hand" von Anne Morrow Lindbergh auf das ich heute durch Zufall gestoßen bin. Es ist so wahr..

“Wenn man jemanden liebt, so liebt man ihn nicht die ganze Zeit, nicht Stunde um Stunde auf die gleiche Weise. Und doch ist es genau das, was die meisten von uns fordern. Wir haben so wenig Vertrauen in die Gezeiten des Lebens, der Liebe, der Beziehungen. Wir jubeln der steigenden Flut entgegen und wehren uns erschrocken gegen die Ebbe. Wir haben Angst, sie würde nie zurückkehren. Wir verlangen Beständigkeit, Haltbarkeit, Fortdauer; und die einzige mögliche Fortdauer des Lebens wie der Liebe liegt im Wachstum, im täglichen Auf und Ab - in der Freiheit; einer Freiheit im Sinne von Tänzern, die sich kaum berühren und doch Partner in der gleichen Bewegung sind. Die einzige wirkliche Sicherheit liegt nicht im Soll oder Haben, im Fordern oder Erwarten, nicht einmal im Hoffen. Die Sicherheit einer Beziehung besteht weder im sehnsuchtsvollen Verlangen nach dem was einmal war, noch im angstvollen Bangen vor dem, was kommen könnte, sondern im lebendigen Bekenntnis zum Augenblick. Denn auch eine Beziehung muss wie eine Insel sein. Man muss sie nehmen wie sie ist, in ihrer Begrenzung - eine Insel, umgeben von der wechselvollen Unbeständigkeit des Meeres, immerwährend vom Steigen und Fallen der Gezeiten berührt. Man muss die Sicherheit des beschwingten Lebens anerkennen, seine Ebbe, seine Flut und seine Unbeständigkeit.”

Donnerstag, 22. November 2012

Es brennt!

- 22. November 2012-

Der Tag heute hat eigentlich ganz normal begonnen. Ich bin aufgestanden, habe mir im Halbschlaf meine Sportsachen angezogen und wurde auf meinem Weg vorbei am Kindergarten mit Geschrei und Kinderumarmungen begrüßt. Nachdem ich meine gewohnte Laufrunde hinter mich gebracht und eine erfrischende Dusche genommen hatte, begab ich mich zum Kindergarten um mir eines der Kinder zum massieren zu holen. Inzwischen wissen die Kleinen schon genau was kommt wenn ich einen von ihnen mitnehme und so blicken sie mir oft strahlend entgegen, zeigen auf sich und sagen „Laila me today, my turn!“ Heute war ein Junge an der Reihe, den ich besonders fest ins Herz geschlossen habe. Er fasziniert mich jeden Tag aufs Neue mit seinem frechen und oft doch reifem Verhalten. Leider war heute oder ist morgen (das ist nicht ganz sicher) sein letzter Tag bei uns. Er fährt mit seiner Familie (wie scheinbar ganz Kapstadt) nach Eastern Cape und ist nächstes Jahr ein Schulkind. Ich werde sein Zahnlückengrinsen bestimmt sehr vermissen!
Im After school care steht gerade das Proben für die nahestehende Closing Ceremony im Mittelpunkt. Der 1. Dezember kam schneller nah als gedacht und uns bleibt nur noch eine Woche um die Darstellungen auf Hochglanz zu bringen..
Während der Tag also recht normal verlief, kann man das von unserem Abend nicht gerade behaupten. Ich hatte es mir gerade in einem unserer Sessel bequem gemacht, Adrian verdrückte sein Abendessen und Ann-Christin saß schreibend im Bett, als unsere Abendruhe durch die Mitteilung „es brennt bei John“ gestört wurde. Ein Blick nach draußen bestätigte diese beunruhigende Nachricht. In der Dunkelheit konnten wir orange leuchtende Flammen erkennen, die neben Johns Haus tobten. Die Männer hatten wohl versucht draußen etwas zu verbrennen und dabei den Wind unterschätzt. Schnell waren die Flammen auf die trockenen Sträucher rings herum übergetreten und tauchten die Nacht in ein strahlendes Orange. So schön das Bild auch war, so beängstigend war es gleichzeitig. Als wir näher kamen konnten wir erkennen, dass das Feuer weitaus größere Ausmaße angenommen hatte als ich erwartete. Da die Feuerwehr jedoch aus Kostengründen nicht verständigt wurde, packten die Männer selbst Hand an und schlugen mit großen Ästen auf das Feuer ein. So und mit Hilfe einiger Feuerlöscher schafften sie es sogar, ganz gegen meine Erwartung, das Feuer einzudämmen und schließlich zu löschen. Wir Mädchen füllten inzwischen Eimer mit Wasser, die zum Löschen der Glut verwendet wurden. So schnell das Feuer begonnen hatte, so schnell war es auch wieder vorbei. Zurück blieb der Rauchgeruch und das wiederholte Staunen in mir, was ich hier alles erlebe.

Mittwoch, 21. November 2012

Tablemountain - Bilder

 - Nachtrag zum 11. November 2012-
Zum besseren Einfühlen gibt es wie versprochen ein paar Bilder von meinem atemberaubenden Tag auf dem Tafelberg. 

Der Aufstieg war abwechslungsreich und anstrengend ..
.. aber mit einigen Erholungspausen..
...konnten wir schon bald erfahren was es heißt über den Wolken zu laufen...
 ...und unser neues Zuhause von oben genießen.       
                      
 Danke, für diesen wunderschönen Tag mit Euch! 

Donnerstag, 15. November 2012

Tag 76 - Tiere

-15. November 2012-

Da vorgestern alle Projektleiter ihre Taschen in Florians Auto gepackt und sich auf den Weg zu einem Kongress in Johannesburg gemacht haben, ist es nun an uns Freiwilligen das Projekt bis Dienstag nächste Woche zu leiten. Da wir uns aber inzwischen gut in unseren Aufgabenfeldern auskennen und auch die Köchin, die Kindergärtnerinnen und Zintle viel wissen, ist das kein Problem. Die ersten zwei Tage sind auf jeden Fall ganz nach unserem Wunsch verlaufen und bis jetzt haben sich noch keine unlösbaren Probleme aufgetan. Ich finde es sehr schön, dass uns schon so viel vertraut und Verantwortung zugetragen wird.
Heute möchte ich mich in meinem Beitrag einmal den Tieren widmen. Wenn ich an die Tiere denke die mir hier begegnen, schießen mir viele verschiedene Gedanken durch den Kopf. Ich denke an die vielen Insekten in unserem Zimmer, an die lange schwarze Schlange, die Mr. John erst kürzlich aus unserem Garten gefischt hat, ich denke an unsere zwei Hasen die inzwischen ihren Auslauf haben (den Hölzernen hat Adrian allerdings aufgrund einer unreparablen Schieflage wieder zerstört und stattdessen einen Metallzaun gebaut) und an unsere zwei viel zu lieben Wachhunde Skydiver und Sasha, die inzwischen zum Leidwesen unserer Hasen auch oft frei auf dem Gelände herumtollen. Gleichzeitig denke ich jedoch auch an die ausgemagerten Pferde, die vor Kutschen gespannt werden und inmitten der Autos ihren Weg finden müssen und an die vielen Straßenhunde deren Freunde ich nicht erst einmal steif und leblos neben der Straße liegen sah, die Augen angstvoll aufgerissen und die Zunge schlaff aus dem Maul hängend. Jeden Tag aufs neue bedrückt es mich jedoch vor allem, wie es hier den Hühnern ergeht. Sei es auf der Farm nebenan oder an der Chicken-Corner von der ich oft Pinky und Lusanda abhole, das was ich sehe macht mich sehr traurig. Werden die Hühner nicht gerade lebend an den Füßen zusammengebunden und lieblos kopfüber durch die Weltgeschichte getragen oder in einen viel zu vollen Kofferraum gestopft, sind sie mit vielen anderen Leidensgenossen in einen kleinen Käfig gesperrt. Ihr ohnehin schon zerrupftes Gefieder wird gegen die kalten Gitterstäbe gepresst und schabt sich immer mehr ab. Es ist kein Platz sich zu bewegen und wenn er da wäre, würde der Gitterboden jede Fortbewegung unmöglich machen. Die Augen der Hühner sind starr und mir fällt es oft schwer zu erkennen, ob ein Huhn noch lebt, am sterben oder schon tot ist. Und wieder einmal stelle ich mir die Frage, wie wir Menschen uns anmaßen können auf eine solch grausame Weise mit diesen wertvollen Geschöpfen umzugehen. Allein weil wir dazu fähig sind? Da mich das Schicksal dieser Tiere in letzter Zeit sehr beschäftigt hat, habe ich beschlossen mich neben meinem Vegetarismus jeden Mittwoch vegan zu ernähren. Das ist zwar nicht viel und wird auch nichts an der Situation ändern, aber es ist mein ganz persönlicher kleiner Schritt der mir hilft damit umzugehen. 

- Mögen alle Wesen mit Glück und den Ursachen für Glück erfüllt sein,
  Mögen alle Wesen von Leid und den Ursachen für Leid getrennt sein,
  Mögen alle Wesen nie von Glück, das frei von Leid ist getrennt sein,
  Mögen alle Wesen in Gleichmut verweilen, frei von Anhaftung und Hass - 

Dienstag, 13. November 2012

Achtung zerbrechlich!

- 13. November 2012 - 

Bevor ich von meinen heutigen Erlebnissen zu berichten beginne muss ich erzählen, was mir gestern Abend zugestoßen ist. Ich hatte gerade Bongi und Lusanda nach Hause gebracht und war auf dem Weg zurück zur Farm. Es begann gerade zu dämmern und ich hing meinen Gedanken nach wie ich es oft beim Autofahren mache. Als die letzte Ampel vor der Farm rot leuchtete, hielt ich das Auto an und wartete darauf weiterfahren zu können. Es handelte sich hierbei um jene Ampel, bei der Ann-Christin und Adrian vor einiger Zeit einen Mann beobachtet hatten, der die Scheibe eines Autos eingeschlagen hatte und die darin liegende Tasche stahl. Ich hielt also und beobachtete im Rückspiegel den Fahrer hinter mir- komischer Kerl.. Als ich gedankenverloren mein Blick schweifen lies, bemerkte ich auf einmal einen Mann, der unverhohlen in meine Beifahrerscheibe reinschaute. Schwarz gekleidet mit schwarzer Mütze und die Hände zum Zuschlagen bereit, wirkte er nicht gerade Vertrauen erweckend auf mich und mir war sofort bewusst, was der Unbekannte im Sinn hatte. Mehr aus Reflex als aus bedachter Handlungsabwägung gab ich Gas und fuhr um einen Meter nach vorne. Glücklicherweise war ich das erste Auto und hatte somit diesen Freiraum zur Verfügung. Der Mann stand nun hinter dem Auto und nachdem ich mich versichert hatte, dass kein Auto mehr kreuzen würde gab ich Gas und übersah großzügig die Verkehrsregelung nicht bei Rot über die Ampel zu fahren. Mir war bewusst, wie knapp ich gerade einer zerschlagenen Scheibe entgangen bin und dementsprechend stark pulsierte das Blut in meinen Adern. Ich hatte aber wirklich Glück gehabt. Erstens war mir durch die Erzählungen sofort bewusst was passiert und Zweitens hatte ich keine Tasche oder Ähnliches auf dem Beifahrersitz liegen. Ich nehme an, dass der Fremde ansonsten zugeschlagen hätte, bevor ich ihn überhaupt bemerkt hatte. Langweilig wird es hier zumindest nicht!
Im Kindergarten habe ich heute mit massieren begonnen. Ich habe mir vorgenommen ab heute jeden Tag eines der Kinder zu nehmen und es 30 Min – 45 Min zu massieren um ihnen die Aufmerksamkeit und Zuwendung zukommen zu lassen, die bei ihnen daheim oft zu kurz kommt. Heute habe ich mit einem ganz besonderem Jungen begonnen. Da sein Vater schon lange fort ist und seine Mutter von früh bis spät arbeitet verbringt er die Zeit außerhalb des Kindergartens hauptsächlich mit seinen Geschwistern und den anderen Nachbarkindern. Wenn ihm etwas nicht gefällt beginnt er oft zu weinen, sich fürchterlich aufzuregen und sich hin – und herzuwerfen. Es war so schön zu beobachten wie er sich unter meinen Händen immer mehr zu entspannen begann und nach 15 Min in einen tiefen Schlaf gefallen war. Die kleinen Arme, Beine und der kleine Rücken wirkte so zerbrechlich und schutzbedürftig und es machte mich sehr traurig, dass unter all den anderen Problemen der Eltern oft die Kinder leiden müssen. Ich glaube aber mit der Massage eine gute Möglichkeit gefunden zu haben, ihnen etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

“Wenn wir waren Frieden auf der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen” 
 -Mahatma Gandhi-

Montag, 12. November 2012

Über den Wolken laufen - Tablemountain

-11. November 2012-

Den Tafelberg besteigen. Ein Ziel das wohl den meisten Kapstadtbereisenden vor Augen schwebt und auch uns die letzten Wochenenden immer beschäftigte. Aus irgendwelchen Gründen haben wir es jedoch nie geschafft dieses Vorhaben in Tat umzusetzen und so wurde die Wanderung Wochenende um Wochenende verschoben. Für diesen Sonntag hatten wir es uns jedoch fest vorgenommen, komme da was wolle. Da ich Samstag Nacht jedoch erst um 5 Uhr Morgens die Augen schloss, traf ich nicht gerade die besten Vorkehrungen für unseren Ausflug. Ich hatte aber Glück und hatte nach drei Stunden Schlaf anscheinend einen guten Zeitpunkt gefunden um ohne große Schwierigkeiten aufzuwachen und meine Freundinnen Meike und Anna zu wecken. Der Tag war schön sonnig und so schlüpften wir in bequeme kurze Hosen, T-Shirts und Turnschuhe. Auf die Ratschläge der schon oben gewesenen packten wir uns jedoch auch einen warmen Pulli in den Rucksack. Kaum saßen wir jedoch im Auto um zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zu fahren, zog der Himmel zu und unser Ziel versteckte sich hinter einer weißen Wolkendecke. Schnell begannen sich erste Zweifel im Auto zu äußern, ob sich die Anstrengung bei solche einem Wetter überhaupt lohnen wird und ob wir denn nicht furchtbar frieren werden. Schließlich entschieden wir uns jedoch dazu es zu versuchen (ein weiteres Mal Verschieben wäre wirklich nicht gegangen) und wir bereuten es nicht. Ausgangspunkt war der Botanische Garten in Kirstenbosch, wo wir uns erst einmal über die genaue Route informierten. So zogen wir drei Mädchen los und machten uns daran diesen beeindruckenden Berg zu bezwingen. Wandern. Wandern ist eigentlich so überhaupt nicht mein Ding und als der Weg mit einer Vielzahl von Treppenstufen begann, erinnerte ich mich genau daran und fragte mich, was ich denn eigentlich hier gerade mache. Schon bald verwandelten sich die angelegten Treppenstufen jedoch in Steine und Leitern über die wir klettern mussten und die wunderschöne Natur versetzte mich ins Staunen. Wir gewannen schnell an Höhenmetern und wir staunten nicht schlecht, als wir aus den Bäumen herauskamen und sich uns jetzt schon eine wunderschöne Aussicht offenbarte. Die uns zuvor beängstigenden Wolken waren auch verschwunden und von den Sonnenstrahlen angetrieben liefen wir weiter der Tischplatte entgegen. Die Natur durch die sich unser Weg schlängelte, hatte sich inzwischen von den saftigen grünen Bäume zu festen Gräsern, Sträuchern und knorrigen kleinen Bäumen verändert. Kurz bevor wir unser Ziel erreichten warfen wir einen Blick zurück und konnten beobachten, wie sich eine Wolkendecke unter uns über den Berg schob. So viel Angst wir auch hatten die Wolkendecke würde uns womöglich die Sicht rauben, so schön war dieses Naturschauspiel jedoch auch zum Ansehen. Doch wir hatten Glück und kaum kamen wir verschwitzt aber unglaublich glücklich oben an, waren alle Wolken verschwunden und Cape Town erstreckte sich in seiner ganzen Pracht zu unseren Füßen. Traumhaft! Bevor wir uns an den Oberschenkel- und Kniefeindlichen Abstieg machten, genossen wir die wunderschöne Sicht in allen Zügen und aßen unser wohlverdientes Vesper. Dann kam er; Der Abstieg der uns auf die andere Seite des Berges, zur Talstation der Seilbahn brachte und aus unseren Knien Wackelpudding zubereitete. Als wir den steilen Abstieg endlich geschafft hatten und dankbar für jede ebene Fläche waren, fuhren die zwei anwesenden Sammeltaxen gerade weg, leider ohne uns. Da wir zum Bahnhof mussten und aus Geldgründen kein normales Taxi nehmen wollten hieß es warten. Der kühle Wind war jedoch sehr unangenehm und die Tatsache, dass wir uns überhaupt nicht sicher sein konnten, ob ein solches Sammeltaxi überhaupt noch kommen wird, verbesserte die Situation jedoch nicht gerade. Wir hatten aber Glück und zwei freundliche junge Männer aus Ägypten erklärten sich dazu bereit uns zum Bahnhof zu fahren. Die Autofahrt war super spannend denn sie hatten viel zu erzählen. Sie waren wohl von Johannesburg runter gereist und erst Samstag in Kapstadt angekommen. Außerdem waren sie am Samstag Bungee springen, und am Sonntag mit Haien tauchen (sie selbst waren im Käfig). Das Fleisch das bei dieser Attraktion verwendet wird ist übrigens einer der Hauptgründe, dass sich hier so viele Haie befinden. Danke der Hilfe der Beiden haben wir glücklicherweise den letzten(!) Zug nach Plumstead bekommen. Schon verrückt, dass der Bahnhof einer Stadt wie Kapstadt Sonntag Abends wie ausgestorben scheint und wir um 19:45 Uhr den letzten Zug nehmen.
Ich weiß jetzt auf jeden Fall wieder, warum ich trotz meiner Abneigung dem Wandern gegenüber mich doch immer wieder dazu überwinde. Die Natur, der Ausblick und das Gefühl danach sind unbeschreiblich und durchströmen einen mit Glückseligkeit. Neben den perfekten äußeren Begebenheiten war es aber auch einfach schön mit den zwei Mädels. Wir konnten viel und gut miteinander reden und erlebten einen wunderschönen „Mädchentag“. Dieser Tag ist ganz eindeutig in die Kategorie „unvergesslich/wunderschön“ einzuordnen. Danke Meike, danke Anna und danke Tafelberg! 

-Bilder folgen nächste Woche-