Donnerstag, 14. März 2013

Tag 187 bis 195


-8. bis 14. März 2013-
Da Bongi, Lusanda und Pinky direkt nach unserer Rückkehr vom Zwischenseminar ein eigenes Seminar von den „Freunden“ hatten, trugen wir Freiwilligen die Verantwortung für die restlichen drei Tage der Woche. Es ist schön zu erleben, dass uns diese Verantwortung übertragen wird und wir das Projekt auch ohne Hilfe von „oben“ ohne Schwierigkeiten seinen gewohnten Ablauf nimmt. Es war sehr schön einmal ganz allein entscheiden zu können was wir mit den After School Care Kindern machen. So hielten wir uns an die Zeit in der sie sich ihren Hausaufgaben zuwenden konnten, spielten aber auch viele Spiele sowohl drinnen wie draußen und gaben ihnen wieder Gelegenheit an ihren Bändchen zu knüpfen. Gerade das Bändchen Knüpfen macht ihnen unglaublich viel Spaß, sodass sich unser Wollvorrat schon bald dem Ende zuneigt. Glücklicherweise habe ich von meiner Tante eine Spende erhalten, von der wir uns neue Wolle und evtl. auch Häkelnadeln zulegen werden. Gerade wenn es bald kälter werden wird (auch wenn das bei den aktuellen Temperaturen bis zu 38°C noch schwer vorstellbar ist), sind Handarbeiten im Warmen eine schöne Beschäftigung.
Ich muss allerdings zugeben, das mit dem Winter ängstigt mich ein bisschen. Wir haben immer noch ein Loch im Dach durch das es gelegentlich reinregnet, in einem unserer Fenster direkt bei den Betten fehlt eine Unterteilung (unsere Fenster sind jeweils in sechs kleinere Fenster unterteilt) die Ann-Christin schlaftrunken beim Versuch das Fenster zu öffnen ausversehen ausschlug und ein weiteres Fenster müssen wir aufgrund eines Kabels immer offen halten. Zu guter letzt dürfen wir den gemütlichen Ofen der von einem Vorfreiwilligen gebaut wurde nicht benutzen, da er zu heiß wird und die Wand zerspringen lässt. Wenn ich an die Kälte denke, die mich damals im September (im abklingenden Winter) empfing, schüttelt es mich am ganzen Körper und ich hoffe darum wird sich noch vor dem großen Kälteeinbruch gekümmert.
Da Pinky am Freitag 21 wurde und das hier etwas sehr besonderes ist, schmiss sie am Samstag eine große Party, zu der auch wir eingeladen wurden. Pinky wohnt im Township Nyanga, Crossroads, das zu den gefährlichsten Orten der Welt zählt. Im Rahmen ihres Festes erschien es uns jedoch für nicht allzu gefährlich und so begaben wir uns zu dem Haus ihrer Großmutter, vor dem ein großes Zelt über die Straße gespannt worden war.
Es wurde getanzt, die Stimmung war sehr gut und erst die Kälte trieb uns zurück auf die Farm in unsere warmen Betten.
Am Sonntag begaben wir uns in die Ausstellung „Körperwelten“ von Gunther von Hagens in der einem das Wunder unseres Körpers an echten Körperteilen und sogar an gesamten Körpern Verstorbener veranschaulicht wird. Da all jene Körperteile natürlich einer speziellen Behandlung unterzogen wurden, sehen sie bei Weitem nicht so abstoßend aus, wie man es sich vielleicht vorstellt. Mir ist es sogar sehr schwer gefallen zu realisieren, dass all das Dargestellte eben keine Modelle sind, sondern aus einem echten, menschlichen Körper entstammen und dass der gespaltete Kopf in dem Glaskasten vor mir mal geschlossen war, atmete, die Augen durch die Welt streifen lies und der Mund munter Geschichten erzählte. Ich weiß nicht so richtig, was ich davon halten soll. Natürlich haben die Menschen vor ihrem Tod dieser Weiterverarbeitung ihrer Körper zugestimmt und wollten das, doch irgendwie fühlt es sich für mich nicht so richtig stimmig an. Vor allem die Ausstellung der Embryonen stehe ich kritisch gegenüber. Die kleinen Wesen die teilweise schon Haare auf ihren zerbrechlichen Köpfchen hatten konnten nie einer solchen Ausstellung zustimmen. Können wir uns dann das Recht herausnehmen es trotzdem zu tun?
Mit Anbruch der Woche herrschte eine sehr gute Stimmung bei uns im Office. Das Team war wieder vollständig und den drei Rückkehrern hat das Seminar wohl sehr gut gefallen. Es hat auch gleich seine Wirkung in einem sehr guten Meeting gezeigt. Es herrschte eine eher ungewohnte doch sehr schöne Offenheit unter uns allen und wir konnten wichtige Dinge besprechen und Ziele setzen. Solche Meetings soll es von nun an jeden Montag geben und ich hoffe, dass sie auch wirklich stattfinden und zwar genau in der Atmosphäre, in der jenes stattfand. Ich bin mir sicher, das könnte uns alle noch ein bisschen näher bringen und unsere Zusammenarbeit verbessern. 
Für Morgen habe ich einen kleinen Wettbewerb für die After School Kinder vorbereitet. Ich freue mich schon sehr darauf und ich glaube, wir werden eine Menge Spaß haben.

Mittwoch, 6. März 2013

Zwischenseminar



1. bis 5. März 2013


Die Taschen, die Gitarre und ein Surfbrett ins Auto gequetscht fuhren wir am Freitag mit einer angemessenen, südafrikanischen Verspätung nach Kommetjie, ein kleines Küstendörfchen in dem unser Zwischenseminar stattfand. Das alles erinnerte uns sehr an unsere Schulzeit. Waren es dort auch immer diejenigen die am nächsten wohnten, die zu spät kamen (mich ausgenommen aber ich war ein Opfer der Busgesellschaft ;) ). Der Seminarort war sehr schön und lag abgelegen, direkt am Meer. Als wir mit einer Verspätung von 90 min eintrafen waren schon alle da. Wir hatten aber glücklicherweise nur das Essen verpasst und hatten sogar noch Zeit unsere Betten zu beziehen und ein bisschen mit den anderen Freiwilligen zu reden. Wir waren zwanzig Freiwillige, die aus ganz verschiedenen Projekten kamen. So kamen einige aus den Camphills von Hermanus und Antlantis, aus einer Schule aus Johannesburg und natürlich von Schulen und Kindergärten in den Townships Kapstadts. Manche kannte ich von meinem Vorbereitungsseminar, andere sehe ich so gut wie jedes Wochenende und eine kleine Gruppe hatte ich noch nie zuvor gesehen. Das Seminar widmete sich vor allem der Reflexion des vergangenen Halbjahres, sowie auch der Bewusstmachung wie möchte ich mein verbleibendes Halbjahr gestalten, was möchte ich erreichen und wie möchte ich dann Abschied nehmen (auch wenn dieser Teil relativ kurz gehalten wurde).

Außerdem gab uns das Seminar viel Raum, uns mit den anderen Freiwilligen über die Dienststellen, auftretende Probleme, Projekte etc. auszutauschen und voneinander zu lernen. Ich persönlich fand es sehr schön die Zeit bekommen zu haben in mich selbst zu gehen, zu reflektieren aber gleichzeitig auch die Möglichkeit hatte mich mit den anderen auszutauschen und viele interessante Dinge wie zum Beispiel mehr über die Arbeit mit behinderten Menschen zu erfahren. Wie schon auf dem Vorbereitungsseminar wurde auch dieses Mal viel Wert auf die kritische Beleuchtung des Freiwilligendienstes gelegt. Leider schien es unserer Gruppe von Zeit zu Zeit etwas an Motivation und Mitmachfreude zu fehlen, sodass Diskussionen oft nur schleppend in Gang kamen. Davon abgesehen haben uns aber unsere lieben Teamerinnen Anna-Lena und Anna ein schönes Seminar ermöglicht, zu dem Jeder seinen ganz persönlichen Teil beigetragen hat.

Was mir besonders fehlen wird, ist mein morgendliches Meditieren und Beten auf einem Stein am/im Meer. Die Sonne im Rücken, das Meeresrauschen im Ohr und der unendlich Ozean vor mir… Ja, hier konnte ich wirklich zu Ruhe kommen und mit jedem Atemzug den ich nahm, erfüllte mich pures Leben.