Mittwoch, 19. Juni 2013

Tag 323 - Die Zeit


 - 19. Juni 2013 -
Die Zeit; Eine Erfindung der Menschheit und doch sind wir ihr gegenüber so machtlos. Sie gleicht einem Band. In keiner Weise einem glatten, ebenmäßigen, geraden Band. Nein, die Zeit ist ein Band das sich im Winder wiegt, sich aufbäumt, in sich zusammen fällt, das breiter und schmäler wird, sich windet und verknotet und wir, wir können es nur betrachten. Ein jeder hat sein eigenes Zeitband und es findet sich keines, das einem anderen gleicht. Wir wissen, wir sind die Quelle des Windes, doch beeinflussen können wir ihn nicht.
Ich versuche die Zeit zu greifen, sie entrinnt meinen Fingern und je mehr ich mich darum bemühe sie zu halten, desto schneller wird ihr Schritt. Ich flehe sie an langsamer zu gehen, gibt es doch so viele schöne Dinge, die ich auf diesem Weg sehen möchte. Ich höre nur ihr höhnisches Lachen und spüre wie sich ihre Geschwindigkeit erhöht. Es fällt mir schwer Schritt zu halten, mein Atem rasselt in der Brust und der Schweiß läuft mir in die Augen wo er sich mit Tränen mischt. Ich greife nach allem, das sich am Wegesrand befindet und betrachte, erspüre und rieche es so genau, wie ich es für gewöhnlich nur selten tue. Doch für die vielen kleinen Wege die ich so gerne eingeschlagen hätte, hat die Zeit kein Auge und so läuft und läuft sie mit immer schneller und alle meine Versuche sie zu halten bleiben erfolglos.

Am Samstag den 8. Juni fand die Talent Show eines befreundeten Projekts statt. Ca.20 unserer After School Care Kinder nahmen daran teil und so machten wir uns gemeinsam mit dem Minibus und zwei Autos auf den Weg zum Ort des Geschehens. Neben den Tanz- und Gesangsaufführungen unseres Projektes wurden weitere schöne Beiträge wie zum Beispiel das Vortragen von Gedichten etc. aufgeführt und so ein sehr schöner Abend gestaltet. Nur zwei Mütter trübten den Abend etwas. Sie waren gekommen um ihre Töchter, Kinder eines anderen Projektes beim Tanzen zu sehen. Leider scheint es als wären sie den Verleitungen von Alkohol nicht gewachsen und so mussten ihre Kinder miterleben, wie ihre Mütter sich während der Aufführungen betranken und durch unverhältnismäßiges Jubeln oft die Aufmerksamkeit der anderen Zuschauer auf sich lenkten. Leider ist dies kein Ausnahmefall und der übermäßige Konsum von Alkohol im Township ganz gewöhnlich. Oft fangen Jugendliche schon sehr früh mit dem Trinken an, ein Problem mit dem sich auch unser Projekt auseinander setzen und Aufklärung leisten muss.



Ansonsten sind auch unsere Container-Streich-Arbeiten seit meinem letzten Eintrag ohne größere Vorfälle vorangeschritten. Die Front ist vollendet und nun ist es nur noch an mir, den Elefant auf den Außenseiten fertig zu stellen. Da das Wetter jedoch viel an Sonne verloren hat und die Containerwände oft von einer dünnen Wasserschicht bedeckt werden, zieht sich das leider etwas hin.
Auch im Kindergartenalltag macht sich das Wetter bemerkbar. Immer seltener können wir mit den Kindern raus und so beschäftigen wir die kleinen Energiebündel immer häufiger mit Spielen im inneren des Gebäudes. Gerade dann wird jedoch immer sehr deutlich, wie viel schöner ein abgeschlossener Raum doch wäre. Der Kindergarten findet in einem Teil der Halle statt, der nur durch einen Vorhang abgetrennt wird. Da dieser Teil jedoch am Nachmittag auch von den größeren Kindern genutzt wird, ist es unseren zwei Kindergärtnerinnen nicht möglich diesen Teil der Halle nach ihren Vorstellungen einzurichten. Trotzdem versetzen sie mich jeden Tag aufs neue in ein Staunen, wie sie es schaffen trotz der Kargheit des Raumes eine solch gemütliche Atmosphäre zu schaffen.
Da eine unserer Kindergärtnerinnen vor kurzem ein Baby bekommen hat haben wir auch manchmal ein ganz Kleines bei uns im Kindergarten. So wurden mir auch schon die ersten Grundkenntnisse vermittelt was es heißt, eine Xhosa-Mama zu sein. 

Zemande, das Baby unserer Kindergärtnerin