Dienstag, 11. September 2012

Man beginnt uns zu kennen..

-11.September 2012-
Auch heute erwachte ich noch vor dem Klingeln meines Weckers. Ich hatte von meinen Lieben daheim geträumt und wollte mit aller Kraft an diesem Traum festhalten. Leider erfolglos und so eroberte meine reale Umgebung Stück für Stück mein Bewusstsein. Es war ein schöner, sonniger Morgen und ich bemerkte, dass Ann-Christin und ich schon etwas Routine bekommen hatten. Wir stehen auf, manchmal duscht sie (ich bevorzuge den Abend) und machen uns einen grandiosen Rooibos-Tee. Danach bete ich eine halbe Stunde, während sie Frühstückt. Anschließend füttern wir die Hasen bzw. Zwergkaninchen, die uns von den letzten Freiwilligen überlassen wurden und mir bei meiner Ankunft mit großen, hungrigen Augen entgegenblickten. Obwohl das Gelände riesig ist, haben sie bis jetzt noch keinen Auslauf. Da sie das aber unbedingt brauchen, möchte ich das demnächst in Angriff nehmen.
Währendessen frühstücke auch ich meist Müsli oder Toast. Ich vermisse jetzt schon ein richtig schönes Vollkornbrot. All das Müsli und Toast füllen zwar meinen Bauch, auf ein Sättigungsgefühl kann ich jedoch lange warten. Neu ist, dass wir um 9:30 Uhr die Projektautos die in Mr. Johns Hof nächtigen umparken, um bei einem Anruf möglichst schnell am Auto zu sein.
Den Vormittag verbrachte ich wieder mit den, im Sonnenschein spielenden Kindern. Ich beginne inzwischen erste Fortschritte im Merken der Namen zu machen, was sehr hilfreich ist um sie einzeln anzusprechen. Sehr schön im Kindergarten ist die Geste der Entschuldigung. Verletzt ein Kind ein anderes, was nicht all zu selten vorkommt, umarmen sich die Kinder gegenseitig, manchmal von alleine und manchmal auf Anweisung, und sprechen sich ein „sorry“ aus. Ich habe dabei beobachtet, dass die verletzten Kinder während und nach der Umarmung oft mit dem Weinen aufhören.
Um 12 Uhr hatten wir ein langes Meeting, in dem es vor allem darum ging was wir den Kindern für die schon erwähnte Ending-Ceremony beibringen könnten und wie wir sie gestalten möchten. Ich habe mich gleich der Zirkusschule zugesprochen und in meinem Kopf begannen viele Ideen zu sprudeln, die ich am liebsten gleich in die Tat umgesetzt hätte. Da ich aber noch so wenig kulturelles Hintergrundwissen habe ist es schwer für mich zu wissen, was davon realisierbar ist und was nicht. Ich versuche einfach offen auch für die Ideen der Kinder zu sein und bin schon gespannt darauf, wie diese verschiedenen Workshops denn nun wirklich ablaufen werden und was die Jugendlichen meiner Gruppe überhaupt für Fähigkeiten besitzen. Meinen Schwerpunkt werde ich aber sicherlich auf die Akrobatik legen. Meine jahrelange Zirkus- und auch Turnerfahrung ist dabei sicherlich ein großer Vorteil. Ich freu mich schon sehr darauf, allein auch wegen der Bewegung. Mr. John meinte heute zu mir, dass es leider keine gute Strecke gibt. Vielleicht entlang der Straße, dann aber besser nicht alleine und nicht zu weit weg von der Farm. Dann muss ich mir vielleicht etwas anderes überlegen um nicht meine gesamte Kondition zu verlieren und wie ein Schwamm aufzugehen.
Da Ann-Christin und ich noch einiges für das Projekt zu besorgen hatten, fuhren wir abermals in die nahe gelegen Westgate-Mall. Kaum hatten wir den Einkaufswagen in die ersten Regale geschoben kam auch schon ein Angestellter um die Ecke geschossen, der uns auch bei unserem letzten Einkauf behilflich war. Er wusste sogar noch meinen Namen und Ann-Christin und ich konnten freudig feststellen: man kennt uns hier schon. Der eifrige Mitarbeiter entriss uns unseren Einkaufszettel und rannte von der einen Ecke des Ladens in die andere, sodass wir mit unserem sperrigen Wagen Mühen hatten ihn zu folgen. Doch da er unseren Zettel hatte und es galt diesen nicht zu verlieren, hefteten wir uns an seine Fersen. So füllte sich unser Wagen wie im Fluge und hätten wir nicht etwas Geld nachholen müssen, wäre die Geschwindigkeit wohl Rekordverdächtig gewesen. 
Etwas später auf der Rückfahrt vom Haus der Projektleiter, ging gerade die Sonne unter. Sie verschwand allmählich hinter dem Tafelberg, während ihre Strahlen noch rings um ihn herum durch all die kleinen Einkerbungen hervorstachen. Es war ein wunderschöner Moment und ich wünschte die Sonne würde stillstehen. Doch sie beugte sich schließlich der Nacht und die Dämmerung legte sich frisch um uns, als wir das Farmgelände erreichten. 

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