Sonntag, 23. September 2012

Clap hands for Jesus

-23.September 2012-
Nachdem wir gestern Glück mit dem Wetter hatten und zum Abschied Bastis (Tusus “Support-Vater”) gemeinsam grillten, hatten wir (die hier lebenden) noch einen ausgesprochen witzigen Abend. Er ging von Tanzen über Limbo zu Freundschaftsbändchen knüpfen und so wurde es sehr spät.
Heute Vormittag habe ich dann eine sehr eindrucksvolle Erfahrung gemacht. Ich bin mit Tusu in ihre Kirche in Samora gegangen. Die Kirche war aus silbergrauen Wellblechen zusammengebaut und durch einige Holzstreben gestützt. So erinnerte sie vielmehr an einen Container als an eine Kirche.
Als wir den spärlich beleuchteten Raum betraten war der Gottesdienst schon im vollen Gange und es begann gerade der Kirchenchor (eine Gruppe Jugendlicher) zu singen. Begleitet wurden sie von einem Mann am Keyboard, der die Gesänge mit passenden Beats untermahlte. Mit den vielen tanzenden Menschen kam es mir vor als stände ich inmitten eines Festes. Mit der Zeit wurden die Lieder jedoch langsamer und auch die Masse beruhigte sich etwas. Nur verstreut hielten einige Frauen ihre Hände flehend zum Himmel und sangen die Lieder in voller Inbrunst mit. Als der Chor seine Lieder beendet hatte betrat ein recht junger Prediger die kleine Bühne. Er erzählte etwas auf Xhosa und auf einmal begannen alle ihre Wünsche laut auszurufen, dabei zu tanzen und sich gegenseitig in der Lautstärke zu übertrumpfen. Ein kleines Mädchen dessen Mutter dabei so wild tanzte, dass sie umfiel begann vor Schreck laut zu weinen. Ihr Schluchzen ging jedoch in den lauten Rufen unter und so verkroch sie sich unbemerkt unter einen der vielen Plastikstühlen. Als die Menge wieder langsam verstummte, begann der Mann mit seiner Predigt. Er ging völlig auf in seiner Botschaft und schrie in sein Mikrofon als wolle er sie uns mit aller Kraft eintrichtern. Dabei zuckte er und schüttelte sich, als wäre sein gesamter Körper von dieser Mission durchflossen. Einmal kam er zu uns runter, schlug eine Frau auf die Stirn und ging zurück auf die Bühne. Als ich Tusu erschrocken fragte, warum er denn die Frau geschlagen hatte, zuckte diese nur mit den Schultern. Nach einiger Zeit kam noch ein Junge auf die Bühne der scheinbar nur für mich übersetzte. Die Beiden begannen nun sich anzuschreien, sich zu übertönen und wechselten zwischen den Sprachen hin und her. Unterbrochen wurden sie nur durch vereinzelte „Halleluja“ und „Amen“ Zwischenrufe und durch die vielen Aufforderungen an uns für Jesus zu klatschen – „clap hands for Jesus Christ. Eine Frau erregte dabei durch lautes Stöhnen und Ächzen meine Aufmerksamkeit.
Als sich der Gottesdienst nach ca. 3 Stunden gegen Ende neigte, erhoben sich wieder alle und streckten ihre Handfläche zum Himmel um von ihren Sünden reingewaschen zu werden. Ein paar Frauen begaben sich außerdem nach vorne, um von dem Prediger gesegnet zu werden. Dieser legte dafür seine Hand oder einzelne Finger auf die Stirn bzw. den Kopf der Frauen, die unter der Berührung teilweise stark zu schwanken begannen. Manche verloren sogar den Halt unter den Füßen und mussten aufgefangen werden. Eine Frau sackte schon vor der Berührung in sich zusammen und blieb ausgestreckt auf dem Boden liegen.
Ich fand es sehr eindrucksvoll wie intensiv die Menschen hier ihren Glauben auch körperlich ausleben und wieder durchfloss mich eine große Dankbarkeit hier sein zu können und eine solch spannende Kultur erleben zu dürfen. Erfahrungen wie diese bilden einen Reichtum den mir niemand nehmen kann und der niemals seinen Wert verlieren wird.

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