Dienstag, 2. Oktober 2012

Nacht- und Strandleben

- 29. / 30.September 2012-
Das vergangene Wochenende war wohl das Schönste, das ich bisher hier verbringen durfte. Es war ein verregneter Samstag Mittag und der Himmel war mit schweren Wolken behangen. Als ich jedoch das Gesicht meiner Freundin Meike zwischen den Gitterstäben unserer Tür entdeckte, ging die Sonne auf. Sie war mit Erik (einem weiteren Freiwilligen des Centres for Creative Education) gekommen um uns abzuholen da wir planten das Wochenende bei ihnen im Haus zu verbringen. Die Lebenssituation der CCE-Freiwilligen unterscheidet sich stark von unserer. Sie sind auf drei verschiedene Häuser aufgeteilt, in denen jeweils um die dreizehn Freiwilligen leben. Das Haus in dem Meike und all die anderen leben die ich auf dem Vorbereitungsseminar kennen gelernt habe, ist sehr gemütlich eingerichtet. Die Atmosphäre ist sehr wohnlich und im Garten befindet sich sogar ein Pool. Die Gegend in der sie wohnen scheint etwas wohlhabender zu sein was jedoch die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen nicht entschuldigt. Abends begaben sich dann die Mehrzahl der Freiwilligen aus allen drei Häusern in die Stadt. Wir fuhren mit dem Pick up den sich die Jungs neu zugelegt hatten und erreichten nach einem verlorenen Vorfahrer und telefonische Wegweisungen schließlich doch unsere Ziel, die Longstreet. Voller Spannung, was der Abend wohl mit sich bringen wird sammelten wir uns alle an einer Stelle um zu überlegen, wie wir vorgehen sollten damit der Abend gut wird. Wir kannten uns überhaupt nicht aus und entschieden uns daher auf gut Glück einen guten Club zum Tanzen zu suchen. Diese Taktik erwies sich als sehr erfolgreich und als wir in einer Seitenstraße die leuchtenden Lettern „free entree“ lasen und davor eine Schlange voller feierfreudiger Menschen entdeckten wussten wir, dass wir richtig waren. Der Club platzte aus allen Nähten und doch hat es mir sehr gut getan endlich mal wieder richtig zu tanzen. Da wir aber trotz der vielen Menschen als weiße Gruppe sehr auffielen, waren vor allem wir Mädchen permanent damit beschäftigt verschiedenste Anmachversuche abzuweisen und gewisse Abstände zu unseren Mitmenschen einzufordern, was sich mit der Zeit als sehr anstrengend erwies. Trotzdem war der Abend sehr schön und mein erstes Mal feiern in Kapstadt ein voller Erfolg! Als wir uns gegen drei Uhr nach draußen begaben, war die Straße noch immer wahnsinnig belebt mit tanzenden und singenden Menschen.
Nach einer sehr erholsamen Nacht an dessen morgen ich sogar meine Wärmflasche aus meinem Schlafsack verbannte (bei uns undenkbar) konnten wir mit Freude die Sonne begrüßen. Perfektes Strandwetter, welches wir auch als solches nutzen. Mit dem Pick up (die Ladefläche gefüllt mit einem Surfbord, zwei Menschen und jede Menge Rucksäcken) ging es auf zum Strand und zu meiner ersten Begegnung mit dem Meer in Südafrika. 

Von links nach rechts: Anna, Erik, Meike, ich & Gabriel
Der Tafelberg, das Meer und die vielen Surfer - ein Anblick zum verlieben! Ich konnte gar nicht fassen, dass dies wirklich zu der Umgebung gehört, in der ich das nächste Jahr verbringen werde. Welch ein Geschenk! Da ich meinen Bikini nicht dabei hatte (wer hätte gedacht, dass es so schön werden würde) fiel das Baden in dem doch sehr kalten Atlantik leider flach für mich. Mit Volleyball und den vielen netten Menschen wurde es aber trotzdem ein sehr schöner Tag.
Mit einem sehr feinen Essen habe wir anschließend den Abend ausklingen lassen, bevor wir wieder nach Hause auf die Farm gebracht wurden. Obwohl ich erst ein Monat hier bin verspürte ich schon das schöne Gefühl des Heimkommens in das Vertraute. Das Wochenende hat mir noch mal ein ganz anderes Südafrika aufgezeigt als jenes, das ich bisher hauptsächlich erleben durfte. Ein Südafrika mit schönen Häusern weit weg von der Armut und den Wellblechhütten, den „Shacks“ die mich unter der Woche begleiten. Zwei Welten die so nah bei einander existieren und doch von einem riesigen Graben getrennt werden. Ein Zustand der mich sehr traurig macht und nachdenklich stimmt.
Wenn ich daran denke schon ein Monat hier zu sein fällt es mir mal wieder sehr schwer mir die Zeit linear vorzustellen. All meine Erfahrungen waren neu und so unglaublich intensiv, dass die Zeit wie im Flug verging und wüsste ich die Daten nicht, ich hätte niemals angenommen schon so lange hier zu sein. Ich bin außerdem sehr überrascht von mir, wie gut ich das Thema Heimweh meistere. Ich hatte angenommen vor allem am Anfang stark unter Heimweh zu leiden was sich jedoch glücklicherweise als Irrtum herausgestellt hat. Ich denke sehr oft an meine Familie, meine Freunde und all jenes das ich zurück gelassen habe doch selten mit einem traurigen Herz. Ich verspüre vielmehr eine große Dankbarkeit meinem Leben gegenüber einen solchen Rückhalt zu haben und gleichzeitig solche Erfahrungen machen zu können. So durchströmt mich bei dem Gedanken an meine Lieben vor allem Glück und ich hoffe, dass ich es schaffe diese Empfindung auch durch den nächsten Monat zu tragen!  

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