Freitag, 12. Oktober 2012

Platter Reifen

-12.Oktober 2012-
Nachdem die Sonne es mit ihren warmen Strahlen und der Unterstützung des nervtötenden Weckers geschafft hatte uns auch diesen Morgen aus unseren Betten zu locken und den Tag mit ein paar sportlichen Übungen zu beginnen, ließ unser tägliches Abenteuer nicht lange auf sich warten. Als Ann-Christin und ich Zintle zum Bahnhof brachten, mussten wir auf einmal ein seltsames Geräusch vernehmen, welches schon bald darauf von einem Besorgnis erregendem Ruckeln des Autos untermahlt wurde. Ein Blick aus der Tür bestätigte meine Vermutung. Ein Nagel hatte seine Spitze und unseren rechten Hinterreifen gebohrt und ließ die ganze Luft entkommen - wir hatten einen Platten. So hielten wir also an und standen genau an der Kreuzung, an der vor zwei Tagen ein Lkw völlig ausgebrannt mitten auf der Straße stand. Vermutlich war er überfallen und anschließend angezündet worden. Da Reifenwechseln jedoch nicht gerade zu unseren Spezialgebieten gehört, riefen wir den Projektgründer Florian an, der schon kurz darauf bei uns war und den Reifen wechselte. Im Gegensatz zu dem Schaden den wir an seinem Auto erblicken mussten, ist ein platter Reifen jedoch nicht mehr als etwas Sand auf dem Brot. Ein Lkw-Fahrer hatte wohl die Spur ohne Schulterblick (ich erinnere mich noch genau, wie der mir zu Fahrschulzeiten eingehämmert wurde) gewechselt und hinterließ bei dieser Gelegenheit ein mehr oder weniger kleines Andenken auf der gesamten linken Seite des Autos. Doch Florian hatte Glück im Unglück und der Fahrer ist Angestellter einer großen Firma und gehört somit zu den ca. 40% die eine Autoversicherung haben (hier in Südafrika ist eine Autoversicherung gesetzlich nicht vorgeschrieben). Nachdem also der Reifen gewechselt war und Ann-Christin und ich uns den eigentlich sehr einfachen Vorgang genau angesehen haben um das nächste Mal selbst ans Werk gehen zu können, konnten wir unsere Fahrt sicher fortsetzen. Unser neues Ziel war die Westgate Mall auf dessen Parkplatz mir freudig das Gesicht Nestols entgegen lachte. Wir haben uns schon länger nicht mehr getroffen und so freute er sich sehr, mich zu sehen. Ich musste so grinsen, als er der verduzt schauenden Ann-Christin erklärte „She’s my friend“. So macht einkaufen gehen richtig Freude! 
Der restliche Tag verlief dafür ganz wie gewohnt. Allerdings war heute die hochschwangere Kindergärtnerin zum letzten Mal da. Sie steht kurz vor der Geburt ihres Kindes und so wünschte ich ihr alles Gute für dieses großen Ereignis. Ich bin schon sehr gespannt, wann es denn so weit sein wird. Bis eine Vertretung gefunden wird, werden wir aber Sis Nomakhwezi die jetzt allein für die Kinder verantwortlich ist, noch stärker im Kindergarten unterstützen. Eine Arbeit, die sehr schön ist!
Inzwischen haben sich auch die Beziehungen zu den Jugendlichen des After School Cares vertieft und so scherzen wir neben den Übungseinheiten oft herum. Außerdem vermehrt sich mein Xhosa-Wortschatz Tag für Tag. Währen nur diese verflixten Klicklaute nicht..
Etwas anderes das mich Tag für Tag verwundert und mir sowohl bei den Taxifahrten als auch bei unseren Jugendlichen auffällt, ist die Kleidung vieler Menschen hier. Obwohl die schützenden Wände der meisten oft Wellbleche sind und obwohl viele von ihnen kein Badezimmer besitzen, schaffen sie es irgendwie unglaublich gepflegt auszusehen. Bei den meisten hätte ich niemals angenommen, dass sie in solchen Verhältnissen leben, wie sie in den Townships vorzufinden sind und deswegen erstaunt es mich jedes Mal, wenn topgestylte Mädchen und Jungs oder Business Frauen das Taxi verlassen und auf die nächste „Shack“ zusteuern.
Da ich seit zwei Wochen nicht mehr ausschlafen konnte, bin ich sehr müde und beende meine Eindrücke hier. Morgen ist ja zum Glück Samstag und ich kann meinen so dringend benötigten Schlaf nachholen.
U lale kam nandi!

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