- 1. November
2012 -
Seitdem meine Füße zum ersten Mal
südafrikanischen Boden berühren durften, habe ich inzwischen schon zwei ganze
Monate an meinem Kalender weggestrichen. Der Kalender ist von meiner Tante
selbstgebastelt und super schön, das aber nur nebenbei bemerkt. Das wichtige in
diesem Satz sind eigentlich die zwei Monate. Zwei ganze Monate in denen ich
meine Lieben daheim, mein Zimmer und meine gewohnt Umgebung nicht mehr gesehen
habe. Zwei Monate ohne meine geliebte Mama, meine tolle Schwester und Philipp.
Aber eben auch zwei Monate voller neuer Gesichter, Erfahrungen, Gerüchen und
Eindrücke. Jeden Tag von einer solchen Fülle an Lebenserfahrung beschenkt, habe
ich kaum bemerkt wie viel Zeit schon vergangen ist. Bevor ich nach Südafrika
aufgebrochen bin, hatte ich vor allem befürchtet unter starkem Heimweh zu
leiden. Jetzt, da ich länger von daheim weg bin als ich es je war bin ich
selber von mir überrascht wie gut ich diese unbekannte Situation meistere. Das
liegt aber sicherlich auch daran, dass ich immer Menschen um mich habe und es
immer etwas zu tun gibt. Mir fehlt einfach jegliche Zeit Heimweh zu haben.
Manchmal fühlt es sich auch überhaupt
nicht an, als trenne mich eine solche große Entfernung von zuhause. Wenn ich
mal beim Kochen nicht weiter weiß oder anderen Rat brauche, ist meine Mama
immer noch meine erste Ansprechperson, ganz egal wie viele Menschen hier in der
Nähe eine Antwort auf meine Frage hätten. Eine kurze sms und es scheint als
wäre sie im Raum nebenan. In der heutigen Zeit werden uns ja viele
Möglichkeiten geboten in Kontakt zu bleiben. Ich habe aber für mich entschieden
damit in einer gewissen Balance zu bleiben, da es zwar vielleicht den
Aufenthalt erleichtern aber ein völliges Ankommen in der neuen Welt erschweren
kann. Darum habe ich mich auch dagegen entschieden mir zusätzliches Internet zu
holen um skypen zu können (das Internet hier ist auf Bytes begrenzt).
In den vergangenen zwei Monaten
habe ich auch ganz deutlich gespürt, wie sehr ich doch von meinen Freunden
geprägt bin. So fallen mir in den verschiedensten Situationen die
verschiedensten Menschen ein. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich in meinem
Leben stets von Menschen begleitet wurden die es gut mit mir meinten, die mit
mir gelacht und die mich in den Arm genommen haben. Über diese Distanz den
Kontakt zu all diesen Menschen zu halten ist natürlich sehr schwer wenn nicht
unmöglich und manchmal macht es mich ein bisschen traurig wenn ich bemerke, wie
wenig ich doch gerade über diese oder jene Person weiß. Gleichzeitig ist es
auch interessant zu sehen wer sich bei mir meldet und mir schreibt. Während
sich Menschen bei mir melden und sich für mich interessieren von denen ich es
nicht erwartet hätte, gibt es Freunde die innerhalb der zwei Monate noch kein
einziges Mal geschrieben und sich nach mir erkundigt haben. Das stimmt mich
nachdenklich aber es ist okay. Ich zähle es einfach auch zu den wichtigen
Erfahrungen die das Jahr mit sich bringt und an denen ich wachsen kann.
Während ich zu Beginn noch nicht
genau wusste, wie mein Arbeitstag im Projekt aussehen sollte und was ich tun
werde, habe ich mich inzwischen gut eingefunden. Ich bin sehr glücklich hier,
da ich das Gefühl habe wirklich etwas tun zu können, mich selbstständig
einbringen kann (®
Zirkus) und mir auch ein gewisses Maß an Verantwortung übertragen wird.
Inzwischen kann ich auch schon die meisten Namen der Kinder und kenne viele
Wege in Kapstadt. Auch kulturell gesehen habe ich hier großes Glück. Ich
spreche immer mehr Xhosa (auch wenn ich immer noch damit kämpfe das Wort
„Xhosa“ richtig auszusprechen), beherrsche einige traditionelle Tanzschritte
und bekomme auch sonst tiefe Einblick in die Kultur der Xhosa. Und auch wenn
ich mir den Umgang mit uns etwas herzlicher vorgestellt hatte, haben sich meine
Erwartungen bzw. Wünsche an das Projekt erfüllt und ich bin dankbar hier sein
zu dürfen.
Mit meinen zwei Mitfreiwilligen
Ann-Christin und Adrian lebt es sich sehr harmonisch. Da ich erst alleine, dann
mit Ann-Christin und erst zwanzig Tage nach meiner Ankunft zusammen mit Beiden
unseren Raum bewohnte, war es jedes Mal eine Umstellung, die einer kleinen
Gewöhnungsphase bedurfte. Inzwischen haben wir uns aber gefunden, kennen schon
ein bisschen die Macken der Anderen und können so achtsamer miteinander
umgehen.
Die verflogenen zwei Monate waren somit eine sehr gute Zeit.
Sie haben einen schönen Grundstein für die folgenden zehn Monate gelegt und ich
weiß es ist richtig und gut, dass ich gerade hier bin.
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