Donnerstag, 31. Januar 2013

Ferientagebuch III


Bloemfontein und Heimfahrt 
-24. bis 26. Dezember 2012-
Mit Bloemfontein bin ich wohl an der Station meiner Reise angelangt, auf die auch gerne verzichtet hätte. Doch von vorne.. Am 24. Dezember hatte ich meine Ausreise aus Lesotho und Weiterreise zur Plettenburg Bay geplant und so begab ich mich schon früh am Morgen auf den Weg zur „Bushaltestelle“. Zwar regnete es dieses Mal nicht aber nachdem ich den ersten Anstieg überwunden hatte wünschte ich mir so sehr auch einen Esel, der mich meines Gepäcks erleichtert. Glücklicherweise wollte anscheinend kaum einer seine Weihnachten in Maseru verbringen und der ausgesprochen pünktliche Bus war nur zu Hälfte gefüllt. Eigentlich hatte Tokelo geplant zusammen mit mir wieder runter zu fahren aber wegen der starken Regenfällen konnte er das Haus seines Bruders nicht verlassen. Meine anfängliche Enttäuschung war jedoch schnell verschwunden und ich nutzte die Fahrt um Musik zu hören und meinen Gedanken nachzuhängen. Sie erinnern mich an meine Prinzipien und an Menschen die mich mein Leben hindurch inspiriert haben und mir so sehr wichtig geworden sind. Es ist sehr spannend was einem alles durch den Sinn geht, wenn man seinem Kopf einmal die Freiheit gibt, die Gedanken fließen zu lassen. Jetzt wo ich das hier schreibe, wird mir auch auf einmal bewusst, wie sehr mir das doch in meinem alltäglichen Arbeitsleben fehlt. Dadurch, dass ich den ganzen Tag etwas zu tun habe und mit Menschen umgeben bin, habe ich kaum die Zeit einfach mal nur nachzudenken und zu fühlen. Das muss ich irgendwie ändern…
In Maseru angekommen nahm ich mir ein Taxi zur Grenze, überquerte diese, gab an einer vergitterten Hütte Informationen zu meiner Person an und wartete mit einigen anderen Passagieren darauf, dass sich unser Minibus füllte. Nach ein bis zwei Stunden ging es dann los nach Bloemfontein, wo ich aus zeitlichen Gründen einen Zwischenstop eingeplant hatte. Da ich weder in meinem Reiseführer noch im Internet gebräuchliche Informationen zu billigen Backpackers in Bloemfontein gefunden hatte, war ich mir sehr unsicher, wie mein Weihnachten aussehen würde und wo ich es verbringen werde. Ich wusste nur, dass es sehr anders und bestimmt nicht so schön wie daheim werden konnte. Ich hatte aber großes Glück und lernte während der Fahrt meinen Nebensitzer Nate kennen. Der ursprünglich aus Lesotho stammende Student zog gerade von Bloem nach Joburg um und da er nach unserer Ankunft noch ein bisschen Zeit hatte, entschied er sich dazu mir zu helfen eine Unterkunft zu finden. Zuerst begaben wir uns jedoch zum Buscenter, um meine Weiterreise nach Plettenburg Bay zu regeln. Es erwarteten mich jedoch schlechte Nachrichten. Sowohl der Bus noch am selbigen Tag sowie alle Busse am Folgetag waren restlos ausgebucht und da ich am 28. wegen eines Festivals wieder in Kapstadt sein wollte, hätte es sich nicht mehr gelohnt am Abend des 26. runter zu fahren. Ich entschied mich also schweren Herzens gegen Plettenburg Bay und buchte einen Bus der am Abend des 26. nach Kapstadt aufbrach. In der Zwischenzeit hatte Nate für mich über einen Freund die Telefonnummer und Adresse einer billigen Unterkunft herausgefunden, alles abgeklärt und sich darum gekümmert, dass mich der Taxifahrer auch am richtigen Haus absetzen würde. Ich war total dankbar und gerührt davon, wie ich gefühlsmäßig von Hand zu Hand gereicht wurde und es immer einen hilfsbereiten Menschen gab der sich darum kümmerte, dass ich sicher an mein Ziel gelange.
Die Unterkunft wurde gerade vertretungsweise von zwei Dauermietern geleitet, die mich freundlich in Empfang nahmen. Zwar wollte ich die billigste Variante, ein Bett und ein geteiltes Badezimmer, aber da sie es für mich als alleinreisendes Mädchen für zu gefährlich ansahen, gaben sie mir für den gleichen Preis ein Zimmer mit zwei Betten und einem angeschlossenen Badezimmer. Außerdem luden sie mich ein mich am Abend etwas zu ihnen zu gesellen, um Heiligabend nicht alleine verbringen zu müssen. Leider stellten sich die mir gegenüber sehr netten Buren als wahnsinnig rassistisch heraus und ich wurde mit einer Weltanschauung konfrontiert, die in mir großes Unverständnis und Traurigkeit hinterließ.
Am wenigsten wohl war mir jedoch, als ich mit dem Mitte dreißig Jährigen alleine in der etwas abseits gelegenen Küche war. Er hatte mir den Weg gezeigt und begann nun mir davon zu erzählen wie viele Menschen er schon umgebracht hätte und natürlich alle aus einem gerechtfertigten Grund. Die Situation wurde mir noch unangenehmer, als er mir ein paar Kampfgriffe zeigen wollte und so war ich heilfroh, als Mama anrief um mir schöne Weihnachten zu wünschen und das Telefon durch die ganze Familie gereicht wurde. Ich fühlte mich als Teil des Festes und ich stellte mir ganz fest vor mit ihnen im Wohnzimmer meiner Großeltern  zu sitzen um wenigstens ein kleines bisschen Weihnachten zu fühlen.
Meine mehr oder weniger erzwungenen zwei Folgetage in Bloemfontein waren nicht gerade eindrucksvoll. Am ersten Tag regnete es sehr und so befand sich im Park der Innland Waterfront außer mir nur noch ein sehr betrunkener Mann und sein Bierkasten. Da ich schnell erkannte, dass ein Park bei Regenwetter wenig Sinn macht und auch die Mall mit all ihren Läden und Restaurants geschlossen war, begab ich mich relativ frustriert auf den Rückweg und verwendete meinen restlichen Tag darauf, die Erlebnisse der letzten Zeit festzuhalten. Am nächsten Tag hatte ich jedoch Glück und die Läden waren geöffnet. Vor allem ein Erlebnis ist mir von diesem Tag noch in Erinnerung. Ich war gerade auf dem Nachhauseweg, da viel mir dieser Bettler an der Ampel auf, der bei jedem haltenden Auto hoffte, etwas in seinem Becher klimpern zu hören, jedes Mal jedoch enttäuscht wurde. Da ich sowieso nichts zu tun hatte entschloss ich mich zu dem Mann zu gesellen und mehr über ihn zu erfahren. Leider sprach er kaum Englisch und die zwei Polizisten die hielten und meinen facebook Namen wissen wollten, trugen nicht gerade zur Verbesserung unser Konversation bei. Ich entschied mich also dazu, ihm einfach ein bisschen Gesellschaft zu leisten, setzte mich neben ihn auf den Bordstein und gab ihm meinen frisch gekauften Apfel. Als er mir nach einiger Zeit jedoch vorschlug mit ihm zu seiner nahegelegenen Hütte zu gehen, entschied ich mich jedoch den Mann zu verlassen, zauberte ihm mit Rand 20 (mehr als er wahrscheinlich nach einem ganzen Tag an der Ampel bekommen hat) ein dankbares Lächeln aufs Gesicht und ging weiter meines Weges.
Ich konnte es den ganzen Tag kaum erwarten endlich in den Bus nach Kapstadt zu steigen und war unglaublich glücklich, als ich dann wirklich auf dem bequemen Platz eines großen Reisebusses saß, auf dem Weg zum Meer, zum Tafelberg, zu meinen Leuten. Auf dem Weg „nach Hause“.

1 Kommentar:

  1. liebe laila,
    ich lese gerade mit fazination deine reiseberichte. wirklch toll! ich möchte nächstes jahr nach dem abi auch gerne länger verreisen. daher recherchiere ich gerade wie wild nach solche blogs, um mich ein wenig zu informieren =)
    liebe grüße
    tatiana

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