Bloemfontein und Heimfahrt
-24. bis 26. Dezember 2012-
Mit Bloemfontein bin ich wohl an
der Station meiner Reise angelangt, auf die auch gerne verzichtet hätte. Doch
von vorne.. Am 24. Dezember hatte ich meine Ausreise aus Lesotho und
Weiterreise zur Plettenburg Bay geplant und so begab ich mich schon früh am
Morgen auf den Weg zur „Bushaltestelle“. Zwar regnete es dieses Mal nicht aber
nachdem ich den ersten Anstieg überwunden hatte wünschte ich mir so sehr auch
einen Esel, der mich meines Gepäcks erleichtert. Glücklicherweise wollte
anscheinend kaum einer seine Weihnachten in Maseru verbringen und der
ausgesprochen pünktliche Bus war nur zu Hälfte gefüllt. Eigentlich hatte Tokelo
geplant zusammen mit mir wieder runter zu fahren aber wegen der starken Regenfällen
konnte er das Haus seines Bruders nicht verlassen. Meine anfängliche
Enttäuschung war jedoch schnell verschwunden und ich nutzte die Fahrt um Musik
zu hören und meinen Gedanken nachzuhängen. Sie erinnern mich an meine
Prinzipien und an Menschen die mich mein Leben hindurch inspiriert haben und
mir so sehr wichtig geworden sind. Es ist sehr spannend was einem alles durch
den Sinn geht, wenn man seinem Kopf einmal die Freiheit gibt, die Gedanken
fließen zu lassen. Jetzt wo ich das hier schreibe, wird mir auch auf einmal
bewusst, wie sehr mir das doch in meinem alltäglichen Arbeitsleben fehlt.
Dadurch, dass ich den ganzen Tag etwas zu tun habe und mit Menschen umgeben
bin, habe ich kaum die Zeit einfach mal nur nachzudenken und zu fühlen. Das
muss ich irgendwie ändern…
In Maseru angekommen nahm ich mir
ein Taxi zur Grenze, überquerte diese, gab an einer vergitterten Hütte
Informationen zu meiner Person an und wartete mit einigen anderen Passagieren
darauf, dass sich unser Minibus füllte. Nach ein bis zwei Stunden ging es dann
los nach Bloemfontein, wo ich aus zeitlichen Gründen einen Zwischenstop
eingeplant hatte. Da ich weder in meinem Reiseführer noch im Internet
gebräuchliche Informationen zu billigen Backpackers in Bloemfontein gefunden
hatte, war ich mir sehr unsicher, wie mein Weihnachten aussehen würde und wo
ich es verbringen werde. Ich wusste nur, dass es sehr anders und bestimmt nicht
so schön wie daheim werden konnte. Ich hatte aber großes Glück und lernte
während der Fahrt meinen Nebensitzer Nate kennen. Der ursprünglich aus Lesotho
stammende Student zog gerade von Bloem nach Joburg um und da er nach unserer
Ankunft noch ein bisschen Zeit hatte, entschied er sich dazu mir zu helfen eine
Unterkunft zu finden. Zuerst begaben wir uns jedoch zum Buscenter, um meine
Weiterreise nach Plettenburg Bay zu regeln. Es erwarteten mich jedoch schlechte
Nachrichten. Sowohl der Bus noch am selbigen Tag sowie alle Busse am Folgetag
waren restlos ausgebucht und da ich am 28. wegen eines Festivals wieder in
Kapstadt sein wollte, hätte es sich nicht mehr gelohnt am Abend des 26. runter
zu fahren. Ich entschied mich also schweren Herzens gegen Plettenburg Bay und
buchte einen Bus der am Abend des 26. nach Kapstadt aufbrach. In der
Zwischenzeit hatte Nate für mich über einen Freund die Telefonnummer und
Adresse einer billigen Unterkunft herausgefunden, alles abgeklärt und sich
darum gekümmert, dass mich der Taxifahrer auch am richtigen Haus absetzen
würde. Ich war total dankbar und gerührt davon, wie ich gefühlsmäßig von Hand
zu Hand gereicht wurde und es immer einen hilfsbereiten Menschen gab der sich
darum kümmerte, dass ich sicher an mein Ziel gelange.
Die Unterkunft wurde gerade
vertretungsweise von zwei Dauermietern geleitet, die mich freundlich in Empfang
nahmen. Zwar wollte ich die billigste Variante, ein Bett und ein geteiltes
Badezimmer, aber da sie es für mich als alleinreisendes Mädchen für zu
gefährlich ansahen, gaben sie mir für den gleichen Preis ein Zimmer mit zwei
Betten und einem angeschlossenen Badezimmer. Außerdem luden sie mich ein mich
am Abend etwas zu ihnen zu gesellen, um Heiligabend nicht alleine verbringen zu
müssen. Leider stellten sich die mir gegenüber sehr netten Buren als wahnsinnig
rassistisch heraus und ich wurde mit einer Weltanschauung konfrontiert, die in
mir großes Unverständnis und Traurigkeit hinterließ.
Am wenigsten wohl war mir jedoch,
als ich mit dem Mitte dreißig Jährigen alleine in der etwas abseits gelegenen
Küche war. Er hatte mir den Weg gezeigt und begann nun mir davon zu erzählen
wie viele Menschen er schon umgebracht hätte und natürlich alle aus einem
gerechtfertigten Grund. Die Situation wurde mir noch unangenehmer, als er mir
ein paar Kampfgriffe zeigen wollte und so war ich heilfroh, als Mama anrief um
mir schöne Weihnachten zu wünschen und das Telefon durch die ganze Familie
gereicht wurde. Ich fühlte mich als Teil des Festes und ich stellte mir ganz
fest vor mit ihnen im Wohnzimmer meiner Großeltern zu sitzen um wenigstens ein kleines bisschen
Weihnachten zu fühlen.
Meine mehr oder weniger
erzwungenen zwei Folgetage in Bloemfontein waren nicht gerade eindrucksvoll. Am
ersten Tag regnete es sehr und so befand sich im Park der Innland Waterfront
außer mir nur noch ein sehr betrunkener Mann und sein Bierkasten. Da ich schnell
erkannte, dass ein Park bei Regenwetter wenig Sinn macht und auch die Mall mit
all ihren Läden und Restaurants geschlossen war, begab ich mich relativ
frustriert auf den Rückweg und verwendete meinen restlichen Tag darauf, die
Erlebnisse der letzten Zeit festzuhalten. Am nächsten Tag hatte ich jedoch
Glück und die Läden waren geöffnet. Vor allem ein Erlebnis ist mir von diesem
Tag noch in Erinnerung. Ich war gerade auf dem Nachhauseweg, da viel mir dieser
Bettler an der Ampel auf, der bei jedem haltenden Auto hoffte, etwas in seinem
Becher klimpern zu hören, jedes Mal jedoch enttäuscht wurde. Da ich sowieso
nichts zu tun hatte entschloss ich mich zu dem Mann zu gesellen und mehr über
ihn zu erfahren. Leider sprach er kaum Englisch und die zwei Polizisten die
hielten und meinen facebook Namen wissen wollten, trugen nicht gerade zur
Verbesserung unser Konversation bei. Ich entschied mich also dazu, ihm einfach
ein bisschen Gesellschaft zu leisten, setzte mich neben ihn auf den Bordstein
und gab ihm meinen frisch gekauften Apfel. Als er mir nach einiger Zeit jedoch
vorschlug mit ihm zu seiner nahegelegenen Hütte zu gehen, entschied ich mich
jedoch den Mann zu verlassen, zauberte ihm mit Rand 20 (mehr als er
wahrscheinlich nach einem ganzen Tag an der Ampel bekommen hat) ein dankbares
Lächeln aufs Gesicht und ging weiter meines Weges.
Ich konnte es den ganzen Tag kaum
erwarten endlich in den Bus nach Kapstadt zu steigen und war unglaublich
glücklich, als ich dann wirklich auf dem bequemen Platz eines großen Reisebusses
saß, auf dem Weg zum Meer, zum Tafelberg, zu meinen Leuten. Auf dem Weg „nach
Hause“.
liebe laila,
AntwortenLöschenich lese gerade mit fazination deine reiseberichte. wirklch toll! ich möchte nächstes jahr nach dem abi auch gerne länger verreisen. daher recherchiere ich gerade wie wild nach solche blogs, um mich ein wenig zu informieren =)
liebe grüße
tatiana