Lesotho
- 21. bis 23. Dezember 2012 -
Da Tim an dem Morgen des 21.
schon sehr früh seinen Flug nach Cape Town gebucht hatte, wachte ich am Tag
meiner Weiterreise ganz alleine im Zimmer auf. „Heute ist es soweit“ dachte ich
mir, freute mich über die Weihnachtspost die mir Tim hinterlassen hatte,
frühstückte ein Joghurtmüsli wie jeden Tag und verabschiedete mich von allen.
Trotz dessen, dass ich nur so kurz dort gelebt habe, viel mir vor allem der
Abschied von den Kindern sehr schwer. Wir hatten in den vergangenen Tagen viel
Spaß zusammen gehabt.
Mit dem Zug fuhr ich nun also von
Pretoria nach Johannesburg, wo ich hoffte an der Park Station einen Minibus
nach Lesotho zu finden. Da ich von den verschiedensten Quellen gehört bzw.
gelesen habe die Park Station wäre kein sicherer Ort für Touristen, war ich ein
bisschen aufgeregt, was mich dort wohl erwarten würde. Der Zuruf eines
Taxifahrers, der mich nach meiner Ankunft in Joburg in Richtung des Taxi Ranks
laufen sah, ich könne dort nicht hin, das wäre zu gefährlich, trug nicht gerade
zu einer innerlichen Entspannung bei. Je näher ich meinem Ziel kam, desto
voller wurde es. Menschen mit viel Gepäck schoben sich aneinander vorbei,
hielten an einem der kleinen Straßenständchen an oder warfen mir erstaunte
Blicke zu. Als einige Weiße weit und breit fiel ich stark auf und ich war in
diesem Moment sehr froh, klein zu sein und so unter den ein oder anderen
Blicken durchtauchen zu können. Schließlich bog ich in den riesigen Taxi Rank
ein. Minibusse und Menschenschlangen soweit
ich blicken konnte und leider hatte ich nicht die geringste Ahnung,
wohin ich mich denn begeben musste. Glücklicherweise sprang mir direkt am
Eingang ein großer Mann in neonfarbener Weste ins Auge, der dort offensichtlich
arbeitete und mir sofort den richtigen Abfahrtspunkt nach Lesotho zeigte.
Während andere Abfahrtspunkte überdacht und mit einer Tafel gekennzeichnet
waren, befand sich meine Menschenschlange unter vielen anderen inmitten des
Platzes ohne jeglichen Anhaltspunkt. Zu Beginn hatte das Warten noch etwas
spannendes an sich. Ich beobachtete die vielen unterschiedlich gekleideten
Menschen und sog das wilde Treiben in mich ein. Nachdem jedoch ca. zwei Stunden
vergangen waren, wurde die Sonne immer unerträglicher, die Minuten schlichen
und keiner wusste, wann der nächste Minibus denn eintreffen würde. Es hätten
zehn Minuten, eine Stunde oder der halbe Tag sein können und niemand wusste es.
Nach geschlagenen vier Stunden braten in der Hitze, schien einer der Minibusse
die sich zwischen die Menschenmassen pressten, doch tatsächlich nach Maseru zu
fahren. Es kam Leben in die hauptsächlich sitzende Reihe und schnell war der
Bus mit Menschen gefüllt. Nachdem alle ihren Platz eingenommen hatten, wurden
anschließend die Taschen, Koffer, Säcke und Eimer zwischen und auf den
Reisenden gestapelt. Für mich sah die ganze Sache jedoch nicht so gut aus.
Genau vor mir war der Bus bis auf zwei für das Gepäck gedachte Sitze gefüllt
und es schien ganz so, als hätte ich mich zu früh gefreut und mir weitere
Stunden des Wartens bevorstanden. Da ich eigentlich nicht bei Dunkelheit in
Maseru ankommen und weitere Stunden in der Sonne braten wollte, ärgerte mich
das sehr und erste Sorgen stiegen in mir auf, wo ich denn die Nacht verbringen
werde. Zwar hatte ich den Backpacker in Maseru schon gebucht aber bis zu
welcher Uhrzeit ich dort einchecken konnte, das wusste ich nicht. Wie so oft
schienen meine Gesichtsausdrücke mal wieder das Geschehen in meinem Innern
deutlich zum Ausdruck zu bringen und ich bemerkte wie im Bus eine Diskussion
entflammte ob man mich noch mitnehmen könnte oder nicht. Ich hatte Glück und
nachdem alles Gepäck verstaut worden war, wurde ich noch zwischen Tasche und
Tür gequetscht und los ging die Fahrt. Leider war sie nicht von allzu langer
Dauer und nach ca. 45 Min fuhren wir schon auf die erste Tankstelle. Als ich
von der Toilette zurückkam wunderte ich mich ein bisschen, dass es sich alle
Mitreisenden im Gras gemütlich gemacht hatten doch schon bald erreichte mich
die Erklärung. „This car is broken“. Na toll, da wartet man einen halben Tag um
45 min zu fahren und dann anschließend mit einem kaputten Auto auf einer
Tankstelle hängen zu bleiben. Doch es half alles nichts und auch ich legte mich
ins Gras um auf einen anderen Minibus zu warten, schrieb ein bisschen Tagebuch,
rief bei meinem Backpackers an um bescheid zu geben, dass es etwas später
werden könnte und unterhielt mich mit den Anderen. Unser Fahrer gab seinen Bus
jedoch nicht auf und nach einer weiteren Dreiviertelstunde schnurrte er wieder
wie ein Kätzchen. Wir stapelten uns also wieder wie zuvor in den Bus und weiter
ging unsere Reise von der ich hoffte, dass sie noch am selben Tag ein Ende
hatte. Je näher wir dem bergigen Land kamen, desto dunkler wurde die
Wolkendecke und Blitze zuckten in der Ferne durch den Himmel. Passend zum
21.Dezember breitete sich also eine richtige Weltuntergangsstimmung aus und ich
war froh, dass es nicht regnete als wir um 23 Uhr schließlich die Grenze
erreichten. Ich war sehr erschöpft, als ich schließlich eine Stunde später die
Grenze überquert hatte und in das Bett eines schmuddeligen Backpackers fiel.
Da es die Vorweihnachtszeit war
und neben mir viele andere in das Innland Lesothos wollten um ihre Familien zu
besuchen, musste ich mich am nächsten Tag schon um 7 Uhr auf die Weiterreise
begeben. Mein Ziel waren die fast 200m hohen Maletsunyane Falls in Semonkong.
Als ich jedoch am Busbahnhof Maserus
ankam, war schon der gesamte Platz mit Menschen gefüllt und ich musste mich ans
Ende einer riesigen Schlange stellen. Beim langen Warten in der Sonne viel mir
der typische und ausgesprochen hitzeungeeignete Kleidungstyle eines Basothos
auf. Der typischer Basotho Mann trägt Gummistiefel (nach belieben mit
Wollsocken), hat eine Wolldecke um die Schulter hängen die den halben Körper
bedeckt, einen Sonnenhut/eine Sonnenmütze auf dem Kopf und einen Holzstab in
der Hand. Leider kam der Bus nicht wie gewöhnlich zwischen neun und zehn, und
es wurde immer voller und ich wartete, wartete, wartete… So war ich sehr
dankbar, als mich Tokelo, ein 19 jähriger Basotho ansprach und wir die Zeit mit
einem spannenden Gespräch totschlugen. Unsere Unterhaltung wurde jedoch grob
unterbrochen, als (es muss ca. 13:30 Uhr gewesen sein) mich auf einmal ein
aufgeregter Mann an der Hand packte mir „harry harry“ zurief und versuchte mich
mit sich zu ziehen. Zwar verstand ich nach einem kurzen Moment der totalen
Verwirrung, dass mit harry wohl nicht der Männername sondern hurry-beeilung
gemeint war, aber das war auch schon alles und so setzte ich mich gegen das
heftige Ziehen standhaft zur Wehr und war nicht von meinem Platz wegzubewegen.
Die Umstehenden mischten sich nun auch ein Schwall Sesotho entleerte sich über
mich den ich natürlich nicht im geringsten verstand und der nicht gerade zur
Aufklärung beitrug. Erst als Tokelo sich dazu entschloss mit mir zu kommen
setzte ich mich in Bewegung und zusammen folgten wir dem Mann, der sich in
einem ungeheuren Tempo seinen Weg durch die Menge und weg vom Bahnhof bahnte.
Als wir um die nächste Ecke bogen, stand dort unser langersehnte Bus und es
stellte sich heraus, dass der Mann in diesem Bus arbeitete und uns schon vor
dem eigentlichen Busstop einsteigen lassen wollte. Als wir an jenem ankamen,
konnte ich auch verstehen wieso und war unglaublich dankbar dafür. Kaum bog der
Bus um die Ecke brachen die Menschen aus der Reihe und versuchten die Türen des
noch fahrenden Busses aufzubekommen um hineinzugelangen. Als er dann
schließlich anhielt und seine Tür öffnete brach das komplette Chaos aus.
Menschen schubsten, drückten, zogen und schlugen sich um auch ja einen Platz zu
ergattern. Die Kinder auf den Rücken der Mütter weinten laut und Gepäck und
Babys wurden durch die Fenster gereicht. Menschen die bei dem ganzen Tumult
hinfielen hatten kaum eine Chance wieder hochzukommen geschweige denn in den
Bus zu gelangen. Die Menschen, die es tatsächlich schafften waren
Schweißüberströmt und atmeten schwer. Ein dementsprechend unangenehmer Geruch
verbreitete sich und zusammen mit der Sonne konnte ich mir wahrlich schönere
Orte als diesen Bus vorstellen. Leider schien mein Wunsch so bald wie möglich
loszufahren abseits jeglicher Realität zu liegen, denn die Situation
eskalierte. Ein Mann war sehr erbost darüber, dass er es nicht geschafft hatte
in den Bus zu kommen und wusste sich nicht anders zu helfen als den armen
Busmann mit seinem Stock zu attackieren. Dieser wollte sich das jedoch
natürlich auch nicht gefallen lassen und so brauchte es ein paar starke Männer,
um die beiden wieder auseinander zubekommen. Der unschöne Vorfall hatte das
noch unschönere Resultat, dass der gesamte Bus nun auf die Polizei und Klärung
des Falles warten musste. Nach 1,5 Stunden kamen wir dann aber endlich los und
brachen auf in das bergige Innland. Der Schotterweg schlängelte sich durch die
Berge und schon nach kurzer Zeit war mein Handysignal verschwunden und von Zeit
zu Zeit konnte man die vereinzelten runden Stein und Lehmhäuser der Basothos
bewundern.
Die Fahrt verlief bis auf ein paar Streithähne, die mitten im
Nirgendwo aus dem Bus geworfen wurden, ohne größere Zwischenfälle. Auf der
fünfstündigen Fahrt hatten Tokelo und ich einige spannende Gesprächsthemen wie
unter anderem auch die Initiation. Die Initiation ist noch immer eine wichtige
Station auf dem Weg eines schwarzen Afrikaners ein Mann zu werden. Hierfür
gehen die meist zwischen 16 und 20 jährigen oft einige Zeit in die Berge, wo
sie beschnitten werden und lernen was es bedeutet ein Mann zu sein. Leider ist
es ihnen verboten darüber zu reden, sodass es sehr schwer ist genaueres über
den Vorgang der Zeremonie zu erfahren.
mein Häuschen (rechts im Bild) |
Für den nächsten Tag hatte ich
einen vierstündigen Ausritt gebucht, um die Natur und vor allem die
Maletsunyane Falls erkundigen. Auf unserem Weg dorthin kamen wir nur an wenigen
Häusern vorbei und nur hier und da begegneten uns Reiter mit Schafen und mit
Bierkästen beladenen Eseln.
Die weiten Flächen und die Ruhe strahlten so viel
Frieden aus und als ich schließlich den Wasserfall erblickte, blieb mir beinahe
der Atem weg. Ein unglaublicher Naturschatz den ich hier erkunden durfte!
wahnsinns eindrücke!! =)
AntwortenLöschentatiana