- 19. Februar 2013 -
Nachdem ich noch weitere schöne
Urlaubstage unter anderem mit einem wunderschönen Ausflug ans Kap der guten
Hoffnung verbracht habe, öffneten wir am 14. Januar wieder unsere Türen für die
Kindergarten– und Crechekinder. Die Farm hatten wir davor auf Hochglanz poliert
und ich freute mich sehr darauf alle Kinder wieder zu sehen.
Bevor ich jedoch vom neuen Jahr
erzählen werde, ein kleiner Überblick zum Geschehen im Projekt. Ein großer
Erfolg war der Aufbau der Schreinerwerkstatt, die später als Ausbildungsstätte
dienen soll. Wie sich herausstellte war das zu renovierende Garagengebäude
leider in einem schlechteren Zustand als angenommen, sodass kurzerhand
beschlossen wurde das bestehende Gebäude abzureisen und ein neues aufzubauen.
Hierbei leisteten 10 Schüler des Gymnasiums Eppendorf große Hilfe und schon
bald stand der Rohbau. Dank der großzügigen Spende eines ehemaligen Schreiners
der seine gesamte Schreinerwerkstatt gespendet hat, befindet sich nun ein
Container gefüllt mit 90m² Maschinen in Kapstadt die nur darauf warten zu ihrem
neuen Standort gebracht zu werden. Zur vollständigen Fertigstellung des Gebäude
bedarf es jedoch noch weiteren 20.000 Euro um die sich gerade bemüht werden.
Eine gute Nachricht bezüglich des
Baus der Waisenhäuser ereilte uns im November. Die rassistisch motivierten
Einsprüche einiger umliegenden weißen Farmern wurden überstimmt und wie es
aussieht kann der langersehnte Bau der Waisenhäuser beginnen, sobald die Pläne
des Architekten vollendet sind, was noch bis April dauern sollte.
Außerdem haben im Dezember drei
Jugendliche des Projekts ihr Abitur mit guten Noten bestanden.
Seit einem Monat sind wir nun
wieder zurück auf der Farm – die Zeit fliegt an uns vorbei – und richtig im
Alltag angekommen. Nachdem eine Woche vergangen war und wir uns wieder in
unseren Arbeitsfeldern eingefunden hatten, begann ich auch wieder damit, jeden
Morgen eines der Kinder zu massieren. Anlass dafür gab die Nacht eines kleinen
Mädchens. Ihr Haus wurde mit dem Haus des Nachbars (ein Mitglied einer
Gangster-Gruppe) verwechselt und so schlug eine Gruppe von ca. 20 Männern die
Scheiben des Hauses mit Steinen ein. Der Vater ging raus um zu kämpfen, die
Mutter weinte bitterlich und die Kleine zitterte noch immer als sie zu uns in
den Kindergarten kam. Die Massage hat ihr geholfen zu entspannen und ich war
sehr froh, als ich beobachten konnte wie sie ihre Augen kaum noch offen halten
konnte und sie sich schließlich ihrer Müdigkeit ganz hingab. Seitdem massiere
ich wieder regelmäßig jeden Morgen eine Stunde und es gefällt mir sehr, den Tag
so ruhig starten zu können. Ich sehe wie sehr es die Kleinen genießen wenn ich
mich ausschließlich ihnen zuwende und gleichzeitig kann ich mich noch ein
bisschen meinen Gedanken hingeben wofür ansonsten nur wenig Zeit bleibt.
Inspiriert vom Kindergarten der
Mutter eines Freundes, bei dem ich über ein Wochenende streichen bzw. aufräumen
geholfen habe, habe ich mich dazu entschlossen den Kindern einen süßen Handtuch- bzw. Zahnbürstenhalter zu
bauen. Ich sägte, bohrte, schleifte, klebte und lies meiner Kreativität freien
lauf. Als ich schließlich den alten und langweiligen weißen Halter gegen meinen
vielfältigen und farbenprächtigen Halter austauschen konnte, war ich wirklich
sehr stolz auf mein Resultat und freute mich sehr als die Kinder staunend vor
den kleinen Bildchen standen.
Im Afterschoolcare haben wir uns
zu beginn des neuen Schuljahres hauptsächlich auf schulische Angelegenheiten
konzentriert und betreuten unsere Kinder bei den Hausaufgaben. Dabei ist sehr
praktisch, dass viele der Schulbücher in Englisch verfasst sind. Außerdem kommt
gerade zweimal die Woche eine Englischlehrerin, die den Kindern/Jugendlichen
Nachhilfe in ihrem meist sehr schwachen Fach geben.
Ab nächster Woche werden wir aber
den Schwerpunkt von der Schule auf neue Projekte legen. Wir drei Freiwilligen
zusammen möchten gerne verschiedene Handarbeiten anleiten wie Nähen oder Bauen
verschiedener Sachen. Außerdem werde ich mit meiner Zirkusgruppe fortfahren und
Deutschunterricht anbieten. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie die
Projekte laufen werden!
Am vergangenen Wochenende, das
ich größtenteils im Township verbracht habe, habe ich wieder etwas beobachtet,
das man hier leider öfter sieht. Kinder, die mit benutzten Kondomen spielen. In
diesem Falle hatten sich zwei Jungs eine Schleuder aus einer aufgeschnittenen
Flasche und einem Kondom gebaut. Das Kondom hatten sie über den Flaschenhals
gestreift und das Ende mit einem Knoten versehen. Ihr Schießobjekte konnten sie
nun in die aufgeschnittenen Flasche legen und durch das Schnappen des Kondoms
durch die Luft fliegen lassen.
Auch die Geschichte eines Jungens
die ich hörte, er muss gerade um die Ecke gelebt haben, verdeutlichte mir
wieder das harte Leben im Township. Wegen eines Streites mit seiner Mutter
brachte er sich um. Szenarien und Umstände die für uns kaum denkbar sind, sind
für die Menschen im Township jeden Tag schreckliche Realität. Wir, mit denen
das Schicksal es besser gemeint hat sollten uns jeden Tag daran erinnern,
dankbar sein und Andere an unserem Glück teilhaben lassen.
Neben den grauen Seiten Kapstadts
haben ich aber auch gerade heute Morgen wieder erlebt, warum ich mich so sehr
in diese Stadt verliebt habe. Noch vor der Arbeit setzten wir uns in unseren
Hupert, fuhren zum Strand und nahmen ein Guten-Morgen-Bad im Meer. Es war
wunderschön, wie die Sonne sich langsam ihren Weg durch die Wolken bahnte und
die Berge in einem wunderschönen Licht erstrahlen lies. Selbst nach fast einem
halben Jahr fällt es mir noch immer schwer glauben zu können, hier lebe ich.
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