- 24. März bis 7. April -
Liebe treue Blogleser,
hier gibt
es endlich auch wieder ein Lebenszeichen von mir. Leider war unser Internet und
Telefonanschluss für ein paar Wochen lahmgelegt und ich hatte keine Möglichkeit
den folgenden Eintrag online zu stellen. Er befindet sich nun schon fast einen
Monat auf meinem Laptop und wartet nur darauf veröffentlicht zu werden. Aber
besser spät als nie – enjoy! :)
Endlich war es soweit. Seit Tagen
fieberte ich auf diesen Moment hin und mein Herz pochte wie verrückt, als ich
mich auf den Weg zum kapstadter Flughafen begab. Während wiedervereinte
Menschen sich glücklich in die Arme vielen und Schildträger sich darum bemühten
einen möglichst auffälligen Platz zu ergattern, hielt ich meine Augen angestrengt
auf den Gang gerichtet, aus dem Massen von gelandeten Fluggästen quollen. Und
da waren sie. Nach 7 Monaten sah ich meine geliebte Mama und Schwester nun zum
ersten Mal wieder (aufgrund des begrenzten Internets ist es uns nicht einmal
möglich zu skypen). Der Versuch meine Emotionen unter Kontrolle zu halten
scheiterte natürlich kläglich und Tränen voller Glück stiegen mir in die Augen
als ich die Beiden nach so langer Zeit wieder in meine Arme schließen konnte.

Es war unglaublich schön, wie
heimisch das Gefühl war sie hier zu haben und zu spüren, dass sich zwischen uns
trotz der langen Trennung nichts verändert hat. Ohne auch nur irgendeine
Gewöhnungsphase zu benötigen waren wir zusammen die Drei, die wir daheim in
Wittnau aber auch in Indien, Amerika, Sri Lanka, Marokko etc. waren und das
fühlte sich wunderschön an. Jede mit ihren eigenen Macken, Witzen oder
Angewohnheiten, die die anderen Zwei nur all zu gut kennen und über die Jahre
gelernt haben mehr oder weniger gut damit umgehen zu können. In diesem
Zusammenhang fällt mir eine Situation auf einer unserer Fahrten ein. Ich
kringelte mich über irgendein unwitzigen Witz den ich zum besten gegeben hatte,
worauf mich Mama mit einem gewissen Unterton fragte, ob ich eigentlich in
irgendeiner Weise das Gefühl habe mich verändert zu haben. Auf mein unsicheres
„nöööö, du?“ meinte sie nur grinsend „überhaupt nicht!“. Natürlich gibt es
schon ein paar kleine Veränderungen. So habe ich zum Beispiel gemerkt, dass ich
es überhaupt nicht mehr gewöhnt bin mich in gewissen Dingen rechtfertigen zu
müssen und Mama meinte ich hätte mich zu einer richtigen Hausfrau gemausert. Im
Großteil aber bin ich immer noch ich und das finde ich schön zu wissen. Ich
glaube dafür, dass mich ein solchen Jahr völlig verändern würde, hatte ich mich
schon vor meiner Abreise im August 2012 zu viel gefunden.
Da ich die erste Woche nach der
Ankunft der Beiden noch arbeiten musste, zogen sie viel alleine los und
erkundeten mein derzeitiges Zuhause Kapstadt. Auch auf der Farm besuchten sie
mich und verbrachten einen gesamten Arbeitstag von morgens um 9 Uhr bis abends
um 19 Uhr mit mir. Es war richtig schön ihnen all das zeigen zu können, das sie
bis dahin nur aus meinen Erzählungen kannten. Von jetzt an wissen sie immer
genau bescheid, wenn ich ihnen von einer Person oder einem bestimmten Ort
erzähle, wodurch auch sie sich meinem Leben hier viel näher fühlen können.
Da ich ab dem folgenden Freitag
zehn Tage frei bekommen hatten, nutzen wir die Zeit um noch etwas zu reisen,
etwas vom Land zu entdecken. Zuerst begaben wir uns jedoch noch zum Cape of
good Hope, zum Kap der guten Hoffnung. Auf dem Weg dorthin begegneten wir einer
netten Affen- sowie Vogelstraußfamilie, die mit langgestreckten Hälsen über die
Straße schritt und die runden Augen neugierig über die Autos streifen ließ. Bei
dem kalten Wind der uns um die Ohren blies, vermisste ich die Sonnenstrahlen
sehr, die mich bei meinem ersten Besuch am Cape of good Hope begleiteten. Doch
während sich in Deutschland so langsam die ersten Sonnenstrahlen zeigen, wird
es hier Herbst und der steuert beängstigend schnell auf den Winter zu.
Eigentlich hatten wir am nächsten
Tag einen schönen Ausritt am Strand geplant, doch wir hatten die Rechnung ohne
den Wind gemacht aufgrund wessen der geplante Ausritt aus Sicherheitsgründen
abgesagt wurde. So entschieden wir uns stattdessen den Chapman`s Peak Drive,
eine schöne Küstenstraße zu fahren, die einem ausdrücklich die Schönheit der
Natur hier vor Augen führt.
Am nächsten Tag begann unsere
Reise durch das schöne Weinland und durch atemberaubende Berge. Weiter führte
es uns auf die Route 62 die durch die Karoolandschaft vorbei an kleinen Örtchen
führt, nach Oudtshoorn wo wir die Tiefen einer großen Tropfsteinhöhle
erkundeten und ich wohl meinen nahesten Regenbogen sah.
Der Weg zu unserem nächsten Ziel
Prince Albert führte uns über den nicht asphaltieren Swartberg Pass und war ein
richtiges kleines Abenteuer, Während auf dem Höhepunkt des Passes tiefe Abhänge
den Wegesrand säumten, türmten sich am Fuße des Berges gewaltige Steinwände
auf, durch die wir uns mit unserem kleinen Mietwagen schlängelten. Prince
Albert scheint ein verschlafenes, wohlhabendes Dörfchen zu sein, in dem wir
jedoch sehr freundlich willkommen geheißen wurden. Während man in den meisten
Gegenden Südafrika eher vorsichtig sein sollte, scheint es in Prince Albert
keine Kriminalität zu geben. So wurde es uns zumindest von unserem Freundlichen
Gastherrn erzählt, der uns versicherte es sei hier kein Problem wenn wir nachts
auf der Straße wären und unsere Haustür können wir abschließen, ist aber
eigentlich nicht nötig.

Nachdem wir Prince Albert am
nächsten Tag verließen, begaben wir uns runter an die Küste nach Plettenberg
Bay. Hier wurden wir sogar mit ein bisschen Sonne verwöhnt, sodass wir einen Tag
an einem großen weißen Sandstrand entspannen konnten. Erst als der Wind uns in
die Glieder fuhr und uns permanente Gänsehaut verschuf, begaben wir uns zum
Auto, warfen noch einmal einen Blick auf die große Bucht in der es zur
Saisonzeit nur so von Walen wimmeln soll, und begaben uns auf den Rückweg an
der Küste entlang nach Mossel Bay. Hier kamen wir in einem alten Zug unter, der
zu einem Backpacker umfunktioniert worden war. In seiner Einfachheit erinnerte
es mich stark an eine Nacht die wir Drei damals in einem indischen
Sammelschlafwagon verbrachten. Da jedoch das Ruckeln des Zuges, das Geräusch
der Ventilatoren und der Inder im Bett nebenan der seine Handynummer durch das
Gitter schob fehlte, erwies sich die Nacht in Mossel Bay doch um einiges komfortabler.

Unseren letzten Halt vor der
Rückkehr nach Kapstadt machten wir am Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt
Afrikas, wo sich indischer Ozean und Atlantik treffen. Es fühlt sich
unglaublich an dort zu stehen, auf den Ozean zu blicken und zu wissen, zwischen
mir und dem Südpol befindet sich nun nur noch Wasser.
Nach einem wunderschönen sonnigen
Tag und einem doch noch geglückten Strandausritt, setzten wir uns wieder ins
Auto kehrten zurück nach Kapstadt. Auch dieses Mal stellte sich bei mir ein
Gefühl des Heimkommens ein, als ich in die mir gut bekannten Straßen dieser
schönen Stadt fuhr.
Nun blieben uns nur noch 1,5 Tage
zusammen und es machte mich traurig die Beiden bald wieder gehen lassen zu
müssen. Der Samstag wurde jedoch noch einmal ein ausgesprochen schöner Tag. Da
uns noch der gemeinsame Aufstieg auf den Tafelberg fehlte, brachen wir trotz
leichten Regens und durch das Reiten verursachte Beinschmerzen am Samstag
morgen auf. Da für mich die Hochfahrt mit dem Cable Car nicht in Frage kam,
liefen wir, ungewiss darüber ob das Wetter uns wohlgesinnt war, los. Von
Wohlsinn konnte jedoch kaum die Rede sein. Die schwülen Temperaturen am Fuße
ließen den Schweiß aus allen Poren treten und weiter oben verbarg uns nasser
Nebel jegliche Sicht. Wir hielten jedoch durch und als wir uns schließlich am
Gipfel, erschöpft und doch glücklich, im Gipfelcafe niederließen, klärte der
Himmel auf und offenbarte uns eine atemberaubende Sicht.
Trotz der Anstrengung und des
weniger guten Wetters war dies ein wunderschöner Tag und
da wir uns für den Rückweg für
die Cable Car Variante entschieden, blieb ich dieses Mal sogar von schmerzenden
Beinen am nächsten Tag verschont.
Während ich zwar von schmerzenden
Beinen verschont blieb, blieb der Schmerz des Abschieds am nächsten Tag nicht
aus. Dieses Mal war es jedoch Mama, die als erstes dem Drang ihrer Tränen
nachgab und dem Schmerz eines weiteren Abschieds Ausdruck gab. Natürlich konnte
auch ich meine Tränen nicht zurückhalten und ich blickte ihnen traurig nach,
bis sie hinter großen Glastüren verschwanden. Auch wenn dieser Abschied schwer
war, ist er nicht zu vergleichen mit dem, was ich vor sieben Monaten gefühlt
hatte. Kapstadt ist zu meiner zweiten Heimat geworden, ich habe Freunde hier
gefunden und bin jeden Tag umgeben mit Kindern die ich fest in mein Herz
geschlossen habe. Ich kenne mich auf den Straßen aus und kenne meine Aufgaben
im Projekt. Außerdem fliegt die Zeit hier förmlich an mir vorbei sodass ich
weiß, 5 Monate gehen schnell vorbei. Und 5 Monate sind genau die Zeit, nach der
ich die Beiden wieder sehe.
Ich bin unglaublich dankbar
dafür, dass sie mich hier besucht haben. Sie haben mir viel Kraft gegeben für
die verbleibende Zeit und mir gezeigt, egal wie lange wir voneinander getrennt
sind, wir drei sind eine Einheit.
Danke Mama, danke Aisha!